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Dienst an der Öffentlichkeit

Pulitzer-Preis für NSA-Enthüllungen

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Journalistenteams des britischen »Guardian« und der »Washington Post« sind zehn Monate nach den ersten Enthüllungen von Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden in New York mit dem Pulitzer-Preis in der besonders renommierten Kategorie »Public Service« ausgezeichnet worden. Die Ehrungen werden jährlich auf dem Gebiet des Journalismus, der Literatur und der Musik vergeben. Sie sind nach dem ungarischstämmigen US-Verleger Joseph Pulitzer (1847 bis 1911) benannt, der als Schöpfer der modernen amerikanischen Tagespresse gilt und die Preise, 1917 erstmals verliehen, stiftete.

Die US-Ausgabe der britischen und die Washingtoner Zeitung erhielten den höchsten amerikanischen Journalistenpreis für ihre Beiträge zur Aufdeckung der beispiellos globalen Spionageüberwachung durch den US-Geheimdienst NSA, gestützt auf Enthüllungen Snowdens. Der Whistleblower lebt seit vorigem Sommer gezwungenermaßen in Russland, nachdem die USA auf einem Moskauer Flughafen interveniert, ihn am Weiterflug gehindert, ihm den Pass entzogen und seine Auslieferung gefordert hatten.

Das Auszeichnungskomitee würdigte den »Guardian« für seine »Enthüllung weitreichender geheimer Überwachung durch die NSA sowie für seinen Beitrag, mit aggressiver Berichterstattung eine Debatte über das Verhältnis zwischen Regierung und Öffentlichkeit zu Fragen der Sicherheit und der Privatsphäre« angestoßen zu haben. In einer Stellungnahme zur Preisverleihung erklärte Edward Snowden: »Die heutige Entscheidung stellt eine Bestätigung für jeden dar, der der Auffassung ist, dass die Öffentlichkeit in Regierungsangelegenheiten mitzureden hat. Wir sind der Arbeit der tapferen Reporter und ihrer Kollegen zu Dank verpflichtet, die im Angesicht außerordentlicher Einschüchterung tätig waren, einschließlich der gewaltsamen Zerstörung journalistischer Unterlagen, der missbräuchlichen Anwendung von Terrorismusgesetzen und vieler weiterer Formen der Druckausübung, um sie von Veröffentlichungen abzuhalten, die die Welt inzwischen als Arbeit von vitalem öffentlichen Gewicht anerkennt.« Seine eigenen Schritte zur Bekanntmachung von Dokumenten, die die Basis der Berichterstattung bildeten, so Snowden, »wären ohne die Hingabe, die Leidenschaft und das Geschick dieser Zeitungen sinnlos geblieben«.

Für die NSA-Enthüllungen der »Post« war ein Team von 28 Journalisten unter Leitung von Reporter Barton Gellmann im Einsatz. Die Arbeit des »Guardian« wurde von Glenn Greenwald und Ewen MacAskill sowie der Filmemacherin Laura Poitras angeführt. Die Veröffentlichungen beider Blätter zum keineswegs erledigten NSA-Skandal gelten als brisanteste Aufdeckung geheimer US-Regierungsunterlagen seit den Pentagon Papers zum Vietnamkrieg 1971.

Wie im Fall der Pentagon-Papiere, deren Veröffentlichung durch die »New York Times« 1972 ebenfalls mit dem Pulitzer-Preis geehrt worden war, wird auch jetzt eine kontroverse Diskussion um die Preisvergabe erwartet. Sowohl Snowden als auch Daniel Ellsberg, der damals die Pentagon Papers gegenüber einem »New York Times«-Reporter enthüllt hatte, werden von der Regierung und Parlamentariern als Verräter bezeichnet. »Washington Post«-Chefredakteur Martin Baron dagegen sagte nach der jüngsten Preisverleihung, die Arbeit seiner Zeitung habe eine Regierungspolitik »mit gravierenden Folgen für die verfassungsmäßigen Rechte amerikanischer Bürger und Menschen in aller Welt« aufgedeckt. »Die Enthüllung der massiven Ausweitung des Ausspähnetzwerks der NSA war ohne Frage ein Dienst an der Öffentlichkeit«, so Baron.

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