Beifall von deutschen Rechtspopulisten

Das Management des kroatischen Rechtsrockers »Thompson« macht »Jugokommunisten« verantwortlich für Konzertabsagen

  • Robert Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Der kroatische Musiker »Thompson« weiß, wie er sich bei seiner Zielgruppe vermarktet. Als ein für den 26. April in der Berliner Columbiahalle geplantes Konzert aufgrund des öffentlichen Protestes gegen den Rechtsrocker kurzfristig abgesagt wird, hat »Thompsons« Management die vermeintlich Verantwortlichen schnell ausfindig gemacht. »Die Kroaten in Berlin und Deutschland können wir nur davor warnen, dass es noch immer Reste der Jugokommunisten nicht nur in Kroatien, sondern auch außerhalb gibt, und dass der Kampf gegen sie noch nicht beendet ist«, heißt es in einer auf Kroatisch verbreiteten Mitteilung.

Das klingt nicht nach jener angeblich harmlosen Heimatliebe, die »Thompson« in seinen Liedern laut seinem Management und vieler seiner Anhänger besingt, sondern nach einer klaren Kampfansage an alle, die den Musiker öffentlich kritisieren.

In der Erklärung benennt »Thompsons« Management die in diesem Fall als »Schuldige« ausgemachten »Jugokommunisten«, die den Auftritt in der Columbiahalle verhindert hätten, sogar namentlich: Neben Ilija G., der eigentlich nur davor warnen wollte, dass auf dem Konzert faschistische Symbole gezeigt werden könnten, sehen sich nun auch die beiden Journalisten Sead Husic von der »taz« und nd-Autor Jerko Bakotin öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. Auf Facebook wurden ihre Mailadressen und Telefonnummern veröffentlicht, in zahlreichen Kommentaren machen »Thompson«-Fans ihren Ärger über die »Verräter« Luft, beschimpfen diese als Lügner.

Selbst in den großen kroatischen Medien ist die Konzertabsage und die vom Management verbreitete Mitteilung Thema. Viele sehen den Rechtsrocker »Thompson« kritisch, nur einige rechte Medien verteidigen den umstrittenen Sänger und dessen Verschwörungstheorien.

Bakotin wundern diese heftigen Reaktionen nicht, immerhin wird der rechtslastige Musiker Marko Perkovic alias »Thompson« in Kroatien von vielen als Vertreter eines strengen kroatischen Nationalismus verehrt, der es versteht, aus Gegenwind Kapital zu schlagen. Seit ihn die damalige linke kroatische Regierung Anfang der 2000er Jahre zu den offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des Nationalfeiertages am 5. August nicht auftreten ließ, organisiert »Thompson« nur wenige Kilometer entfernt in seinem Heimatdorf Cavoglave jährlich ein eigenes Konzert, zu dem jedes Mal bis zu 70 000 Menschen anreisen.

Kritik an »Thompson« wird innerhalb seiner Fangemeinde schnell als Feindschaft gegen Kroatien verstanden. Er inszeniert sich als gottesfürchtiger Mensch, der seinem Heimatdorf sogar einen Kirchenneubau im altkroatischen Stil finanzierte. Zum Dank zieren nun Zeilen aus »Thompsons« Liedern die geweihten Glocken, beim örtlichen Pfarrer ist Perkovic ohnehin ein gern gesehener Gast. Den frommen Beistand scheint es nicht zu stören, dass etwa das Simon-Wiesenthal-Center befürchtet, bei »Thompsons« Konzerten könnten Faschismus und Rassismus glorifiziert werden - allen voran die faschistischen Ustascha, die im Zweiten Weltkrieg mit den Deutschen kollaborierten. In der Schweiz galt gegen die Band ein Einreiseverbot, in den Niederlanden darf »Thompson« nicht spielen, auch bei geplanten Auftritten in Deutschland gibt es immer wieder Gegenproteste. Zustimmung erhält »Thompson« hierzulande dagegen von Rechtsaußen. So erklärte die rechtspopulistische Partei »Pro NRW« anlässlich eines angekündigten und von Widerständen begleiteten »Thompson«-Konzerts in Essen, man freue sich auf den geplanten Auftritt des Sängers.

Wer solche Fakten benennt, wird von »Thompsons« Management öffentlich an den Pranger gestellt, zumindest, wenn es sich bei den Kritikern um kroatische Journalisten handelt, bemerkt Bakotin. Zwar schreiben auch deutsche Kollegen sehr kritisch über den Musiker, doch deren Berichterstattung greife das Management vermutlich ganz gezielt nicht auf. Schließlich passe sie nicht ins Feindbild der »Jugokommunisten« und Gegner Kroatiens.

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