Wissenschaft zwischen Krieg und Frieden

Konferenz debattiert das Militärische im Alltag

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Große Kriege zwischen den Industrienationen könnten »nur noch um den Preis des Selbstmords« geführt werden: wegen der wissenschaftlichen Fortschritte der Waffentechnik und ihres enormen Vernichtungsvermögens. Diese Voraussage traf der polnische Eisenbahnindustrielle Ivan Bloch bereits 1899 in seinem Werk »Der zukünftige Krieg«. 15 Jahre später, vor einhundert Jahren, begann der Erste Weltkrieg.

Die Tagung des »Netzwerks 1914« in Zusammenarbeit mit den Studierendenausschüssen der Technischen und Freien Universität Berlin sowie der Uni Potsdam zum Thema »Wissenschaft zwischen Krieg und Frieden« am vergangenen Wochenende zeigte, wie sich große Teile der Wissenschaft auch heute vor den Karren der Militärs spannen lassen. Prof. Dr. Jürgen Scheffran, Geograf an der Universität Hamburg, erläuterte, wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg, der mit den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki endete, das nukleare Wettrüsten im Kalten Krieg die Menschheit mehrmals an den Rand der Vernichtung brachte.

Und auch nach dem Ende des Kalten Krieges werde unvermindert an der Aufrechterhaltung und Modernisierung von Waffensystem gearbeitet, so Scheffran. »Wissenschaftler erdenken neue waffentechnische Möglichkeiten und suchen dann politische Zwecke zu ihrer Rechtfertigung. Die Mittel des Krieges verselbstständigen sich, sie brauchen den Feind, ob er nun real existiert oder nur in der Fantasie.« Dabei sei das Schlachtfeld längst räumlich entgrenzt. Vom Weltraum bis auf die Nanoebene im menschlichen Körper: Der Krieg der Zukunft werde, so Scheffran, auch in unserer Arbeits- und Privatsphäre ausgefochten, wie der NSA-Skandal zeige.

Am Beispiel der Bundeswehr zeigte Lena Sachs vom Bündnis »Schulfrei für die Bundeswehr«, wie das Militärische mittlerweile fast selbstverständlich Einzug in den Alltag hält: Neben Kampagnen, mit denen bereits Kinder ab 14 Jahren offensiv angesprochen würden, sei die deutsche Armee zunehmend durch Jugendoffiziere in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften einbezogen.

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