Tausende Spanier demonstrieren gegen Monarchie
Linke und grüne Parteien riefen zu Protesten zum Thronwechsel: »Keine Könige mehr, ein Referendum!« / Auch in Berlin spontane Kundgebung für die Republik
Madrid. Die überraschende Abdankung von Spaniens König Juan Carlos hat in Spanien Tausende Kritiker der Monarchie mobilisiert. Zahlreiche Menschen demonstrierten am Montagabend in Madrid und anderen Städten für eine Abschaffung des Königstums. »Morgen wird Spanien eine Republik!«, rief die Menge, die an der Puerta del Sol zusammenkam. »Keine Könige mehr, ein Referendum!«, stand auf zahlreichen Plakaten. Juan Carlos hatte am Morgen erklärt, er danke nach 39 Jahren ab. Die Regierung muss nun den Übergang der spanischen Krone auf den 46-jährigen Kronprinzen Felipe einleiten - gegen Widerstand. Vor allem linke und grüne Parteien hatten am Montag zu spontanen Protesten gegen die Monarchie aufgerufen.
Die Vereinte Linke sowie mehrere Parteien in Katalonien und im Baskenland verlangten ein Refrendum über die Monarchie. Allein in Madrid folgten nach ersten Angaben der Polizei Tausende Monarchiegegner dem Aufruf, an der Puerta del Sol waren auf Bildern Massen an Menschen zu sehen. In Barcelona wurde die Zahl der Demonstranten von den Behörden auf etwa 3000 beziffert. Auch in zahlreichen anderen Städten gingen die Menschen auf die Straßen. In der Hauptstadt schwenkten die Demonstranten Flaggen der zweiten, 1931 ausgerufenen Republik in den Farben Rot, Gold und Violett. »Ich denke, jetzt ist der richtige Moment, wieder eine Republik auszurufen«, sagte die 24-jährige Paola Torija. König Juan Carlos habe »seine Stunde Ruhm gehabt«, fügte sie hinzu. »Heute, gerade in der Krise, wirkt sie archaisch und ist viel zu teuer.« Am späten Abend riegelte die Polizei den Zugang zum Königspalast ab. Auch in Berlin gab es spontane Proteste, vor dem Brandenburger Tor forderten Spanier ebenfalls ein Referendum zur Abschaffung der Monarchie.
Auch die Europäische Linkspartei schloss sich der Forderung nach einem Referendum zur Abschaffung der Monarchie an. Angesichts der Krise in Spanien und vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse der pro-monarchistischen Parteien bei der Europawahl dürften sich nicht nur die Namen der gekrönten Häupter ändern.
Derweil leitete Spaniens Regierung das rechtliche Verfahren zur Krönung von Thronfolger Felipe zum neuen König ein. Der Monarch Juan Carlos hatte nach fast 40 Jahren überraschend seinen Verzicht auf den Thron erklärt. Ministerpräsident Mariano Rajoy berief sein Kabinett für Dienstag zu einer Sondersitzung ein. Die Regierung will einen Gesetzentwurf zur Regelung der Abdankung des Königs verabschieden und dem Parlament vorlegen. In der Verfassung fehlt eine solche Regelung. König Juan Carlos hatte am Montag erklärt, er wolle einer jüngeren Generation den Weg freimachen. »Eine neue Generation verlangt aus gerechtem Grund die Hauptrolle«, sagte der gesundheitlich angeschlagene 76-jährige Monarch. Regierungen und Königshäuser in Europa lobten die politische Rolle, die Juan Carlos nach der Franco-Diktatur eingenommen hatte.
Wann der 46 Jahre alte Felipe, der jüngste Sohn von Juan Carlos und Ehefrau Sofía, den Thron besteigen wird, ist noch unklar. Wie aus dem Königshaus verlautete, wurde erwartet, dass die Verabschiedung der gesetzlichen Regelung über eine Abdankung etwa drei bis sechs Wochen dauern würde. Juan Carlos ist seit 1975 Staatsoberhaupt und leitete nach der Franco-Diktatur den Übergang zur Demokratie ein. Er hat seit langem gesundheitliche Probleme und musste mehrere Hüftoperationen über sich ergehen lassen. Außerdem hatte zuletzt eine Korruptionsaffäre dem Ruf des Palastes zugesetzt. Die Entscheidung zur Abdankung traf der König nach Medienberichten bereits im Januar. Agenturen/nd
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