Hamburger Polizei geht gegen Protest von Flüchtlingen vor

Lampedusa-Gruppe und Unterstützer demonstrieren für Bleiberecht / Sitzstreik auf dem Rathausmarkt gewaltsam geräumt: »Der Boden war nass von Pfefferspray«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Hamburger Polizei hat eine Protestaktion von Flüchtlingen und ihren Unterstützern gewaltsam geräumt. Die Gruppe »Lampedusa in Hamburg« hatte auf dem Rathausmarkt mit einem Sitzstreik erneut ein Bleiberecht gefordert, am Abend begann die Polizei die Aktion aufzulösen. Dabei wurden nach Angaben von Agenturfotografen mehrere Personen verletzt. Die Hamburger Linken-Abgeordnete Christiane Schneider sagte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, Protestierende hätten »Pfefferspray voll ins Gesicht« bekommen, auch seien Flüchtlinge »blutig geschlagen« worden. »Das ist nicht zum Aushalten«, so die Linkenpolitikerin. Sie erklärte allerdings auch, dass eine Polizeieinheit »heute remonstriert« habe, dies sei verbürgt. Unter Remonstration versteht man die Einwendung, die ein Beamter gegen eine Weisung seines Vorgesetzten erhebt. »Alle Achtung«, so Schneider auf Twitter.

Am Abend sollte es noch eine Demonstration vom Rathausmarkt zum Steindamm geben. Im Internet wurde berichtet, es würden immer mehr Unterstützer der Flüchtlinge eintreffen. Das »Hamburger Abendblatt« berichtet, die Polizei habe mehrere Flüchtlinge in Gewahrsam genommen und Personalien der Demonstranten registriert. Beim Internetmagazin »Hamburg mittendrin« hieß es am Abend, »trotz eines massiven Pfefferspray-Einsatzes« sei es der Polizei zunächst nicht gelungen, die Demonstration aufzulösen. Das Vorgehen der Beamten werde »als sehr gewalttätig« beschrieben, von »Faustschlägen und Fußtritten« gegen die Flüchtlinge ist die Rede. »Der Boden war nass von Pfefferspray.«

Die Aktion der rund 70 Flüchtlinge sei eine Reaktion auf die drohende Abschiebung eines aus der Gruppe »Lampedusa in Hamburg«, hieß es. Zudem wollten die Refugees gegen den Stillstand in den Verhandlungen um ein Bleiberecht mit dem Hamburger Senat protestieren. Das »Hamburger Abendblatt« zitiert die Grünen-Abgeordnete Antje Möller mit den Worten: »Die Situation der Lampedusa-Gruppe hat sich zugespitzt. Durch die erneute Obdachlosigkeit und die Perspektivlosigkeit sind die Menschen verzweifelt.« nd/mit Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.