Apropos »Troika« ...
Das Dreigestirn ist ohne demokratische Legitimation
Woher bezieht das Dreigespann aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds(IWF) seine Legitimität? Eingesetzt wurde die erste Troika im Frühjahr 2010, als die Gefahr bestand, dass Griechenland aus der Eurozone ausscheren könnte. Ihr Gesellenstück gelang der Troika dann eineinhalb Jahre später, als sie gegenüber dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou soviel Druck aufbauen konnte, dass dieser im November 2011 die von ihm selbst lancierte Volksabstimmung über den weiteren Kurs des Landes und damit den Verbleib Griechenlands in der Eurozone von einem Tag auf den anderen absagte.
Es waren die Regierungschefs der Eurozone, allen voran Angela Merkel, die das Gremium Troika mit Geld und politischem Gewicht ausstatteten. Gefragt wurde sonst niemand, weder die nationalen Parlamente noch das EU-Parlament. An der Spitze der Troika stehen seither José Manuel Barroso (Präsident der EU-Kommission), Mario Draghi (Präsident der EZB) und Christine Lagarde (Chefin des IWF). Mit den drei Verhandlungsführern Matthias Mors (EU), Klaus Masuch (EZB) und Poul Thomsen (IWF) haben marktradikale Liberale den operativen Teil der Handlung übernommen, die Strukturanpassungsprogramme mit Austeritätsmaßnahmen koppeln. Mittlerweile sind es sechs Staaten, die ihre Budgethoheit und damit ihren politischen Handlungsspielraum an EU-Kommission, EZB und IWF abgegeben haben: Griechenland, Zypern, Portugal, Spanien, Irland und Italien.
Den meinungsbildenden Medien in EU-Europa gelten die Troika-Männer als Kontrolleure, deren Aufgabe es sei, die Eurozone vor der Finanz- und Wirtschaftskrise zu retten. Die fragwürdigen Mittel, die sie dazu verwenden, rufen immer wieder Kritik hervor. Bambos Papagiourgiou, Philosophieprofessor und Abgeordneter der Partei des Werktätigen Volkes Zyperns (AKEL), ist von der Illegitimität der Troika überzeugt: »Sie ist eine inoffizielle Institution, die niemand gewählt hat und sogar an der Gruppe der europäischen Finanzminister vorbei agiert, weil sie sich nur aus den Euromitgliedern zusammensetzt. Dabei gäbe es eine offizielle Institution auf EU-Ebene: den Rat für Wirtschaft und Finanzen, in dem alle Finanz- und Wirtschaftsminister vertreten sind«, meinte er gegenüber »nd«.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.