Die Kuppel folgt später

Vor einem Jahr wurde der Grundstein für den Neubau des Schlosses gelegt

  • Kirsten Baukhage
  • Lesedauer: 3 Min.
Jahrelang diskutiert, 2002 beschlossen, seit Juni 2013 gebaut: Inzwischen nimmt das künftige Berliner Schloss sichtbar Gestalt an. Ein Großprojekt ohne Probleme? Das klingt fast wie ein Märchen.

Noch ahnt man nichts von der künftigen Pracht. Bisher wachsen nur schlichte graue Betonwände langsam in den Himmel. Auf der Baustelle des Berliner Schlosses liegen noch Tausende Holzbohlen, Gerüstteile und Moniereisen herum. Doch Bauherr Manfred Rettig gerät schon ins Schwärmen. »Man kann schon die eindrucksvollen Ausmaße des künftigen Humboldt-Forums erkennen«, sagt der Vorstand der Stiftung Berliner Schloss. Sie beaufsichtigt die Bauarbeiten. »Hier entsteht ein neues urbanes Zentrum als Bindeglied zwischen den Kulturen der Welt, moderner Wissenschaft und der historischen Mitte Berlins.«

Vor einem Jahr legte Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein für den Neubau der früheren Residenz der Preußenkönige. Ein Jahr später sind zwei Drittel des Rohbaus auf einer Grundfläche dreier Fußballfelder fertig. Die rund 150 Bauarbeiter mauern bereits am zweiten von vier Obergeschossen. Im Dezember soll der Rohbau fertig sein. Im Frühjahr 2015 will Rettig die Richtkrone auf das Dachgerüst setzen. Das Kupferdach und die Kuppel, in der die Stiftung Preußischer Kulturbesitz Ausstellungen präsentieren will, folgen später.

»Ich habe schlechte Nachrichten«, sagt Rettig augenzwinkernd mit Blick auf das Baudesaster am Hauptstadtflughafen. »Wir haben keine Probleme, alles läuft zügig, wir kommen mit den 590 Millionen Euro aus und werden planmäßig 2019 fertig.« Auch das Spendenaufkommen sei erfreulich. »Wir haben bereits 20 Millionen Euro an Bargeld.« Davon sind etwa zehn Millionen Euro zweckgebunden. Insgesamt braucht das Schloss rund 80 Millionen Euro, um die historischen Fassaden nachzubilden. Doch Rettig ist optimistisch, dass das Geld zusammenkommt.

»Jetzt werden mehr und größere Beträge gespendet, wenn die Leute sehen, wie das Schloss tatsächlich gebaut wird.« Als Beleg führt Rettig eine Großspende von sieben Millionen Euro an. Der Spender will auf keinen Fall genannt werden. Von seinem Geld können die Sandsteinelemente der historischen Kuppel nachgebaut werden. Die anderen Spendengelder fließen in Gipsmodelle für die Schmuckelemente der Barockfassaden, die Steinmetze als Vorlage brauchen.

Angesichts der Tatsachen sind die Kritiker an dem Schlossprojekt und seinem Architekten, dem Italiener Franco Stella, weitgehend verstummt. Einen Vorstoß des Bundestags-Architekten Stephan Braunfels, die Ostfassade völlig neu zu gestalten, hat die Schloss-Stiftung als nicht machbar abgeschmettert.

Unter dem Namen Humboldt-Forum entstehe mitten in Berlin ein »Friedenszentrum, in dem wir uns im humanistischen Sinne der Humboldt-Brüder mit den Kulturen der Welt auseinandersetzen«, sagt Rettig. Dort wollen die Berliner Museen ihre Schätze der außereuropäischen Kulturen zeigen, die Humboldt-Universität präsentiert international vernetzte Wissenschaft, und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin will die Globalisierung mit einer »Welt der Sprachen« erlebbar machen.

Zugleich bekommen die Berliner einen neuen urbanen Platz. Symbol dafür ist die imposante Flaniermeile. Die 75 Meter lange und 15 Meter breite Fußgängerpassage quert das Schloss von Nord nach Süd. Von 2019 an können Berliner und Touristen so vom Lustgarten zum einstigen Marstall gelangen. Mit Blickrichtung Berliner Dom schließt sich rechts der imposante Schlüterhof an. Auf 4000 Quadratmetern soll hier eine Open-Air-Arena mit besonderem Flair geschaffen werden. dpa

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