Geschäft mit Quasseln
Silvia Ottow glaubt weder an den Ärztemangel noch an politische Parolen
Alles wird besser, aber nichts wird gut, sang Tamara Danz unzweideutig in den letzten Jahren der DDR. Der Satz könnte ganz gut als Überschrift über einigen Reden des christdemokratischen Bundesgesundheitsministers stehen, der allgefällige Floskeln aneinanderreiht, als gelte es, den Preis für den inhaltslosesten Vortrag aller Zeiten zu erquasseln. »Die Angleichung von Stadt und Land bei der Grundversorgung gehört zu den größten Errungenschaften des modernen Staates«, sagte er gestern mit Bezug auf die ärztliche Versorgung in abgelegenen Gegenden. Solche Sätze haben Tamara Danz wahrscheinlich schon in der Schulzeit aufgeregt.
Diese Versorgung verschlechtert sich bekanntlich seit Jahrzehnten, und ebenso lange wird versucht, das mittels Besprechen aufzuhalten - einer Methode übrigens, die sich medizinisch aufgeklärte Menschen nicht einmal bei der Bekämpfung eines Schnupfens vorstellen können. Während Hermann Gröhe noch davon spricht, die stationäre und ambulante Versorgung auf dem Dorf zu erhalten, ist von der Alt- bis hin zur Uckermark oder zwischen Olching und Fürstenfeldbruck der Ärztenotstand Realität. Allerdings nicht, weil es zu wenig Mediziner gibt, sondern weil die Gesundheitsversorgung ein Geschäft geworden ist, das auf dem Dorf zu wenig Kundschaft generieren kann. Und daran sind nicht die Mediziner allein schuld.
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