Christian Führer ist tot

Leipziger Nikolaikirchen-Pfarrer und Initiator der Friedensgebete im Alter von 71 Jahren gestorben / Politiker würdigen politisches Lebenswerk des Kirchenmannes

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Der frühere Leipziger Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer ist tot. Der 71-Jährige starb am Montag nach schwerer Krankheit in Leipzig. Führer war einer der wichtigsten Akteure des Herbstes 1989 in der DDR. Als Pfarrer öffnete er damals die Nikolaikirche für Friedensgebete und Gesprächskreise. Führer wurde 1943 in Leipzig geboren und wuchs in einer Pfarrersfamilie auf. Nach seinem Theologiestudium arbeitete der evangelische Seelsorger unter anderem im sächsischen Colditz, bevor er 1980 an die Nikolaikirche kam. Dort startete er wenige Jahre die sogenannten Friedensgebete, die zu einer wöchentlichen Einrichtung wurden. Sie gelten als Initialzündung für die großen Montagsdemonstrationen. Führer hatte 2009 in Leipzig die Stiftung «Friedliche Revolution» mitgegründet, deren Ziel es war, die Wende von 1989 nicht nur als Exponat für das Museum zu begreifen: «Wir wollen weitergehen», hatte Führer damals erklärt.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) würdigte Führer als Menschen, «der im festen Vertrauen auf seinen Glauben das Unmögliche nicht nur zu denken wagte». «Sein Mut war und ist beispielhaft», erklärte Jung. Leipzig habe ihm «viel zu verdanken». Die Fraktionsvorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion und ehemalige Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kathrin Göring-Eckardt, nannte Führer eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der friedlichen Revolution. «Seine aus dem christlichen Glauben gewonnene Kraft, sich friedlich gegen den Unrechtsstaat und für mehr Demokratie, für eine gerechte, menschenwürdige Politik einzusetzen, hat viele Menschen ermutigt und inspiriert», sagte Göring-Eckardt und drückte der Familie des Verstorbenen ihr Beileid aus.

Als die Kirche voller Genossen war
Der Leipziger Pfarrer Christian Führer über die Stunden,
in denen sich entschied, dass die Wende friedlich blieb - hier

Auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) würdigte Führer. Es erfülle ihn mit Trauer, dass Führer das Gedenken an die erfolgreiche friedliche Revolution vor 25 Jahren nicht mehr persönlich erleben könne. «Seine Verdienste bleiben unvergessen», sagte der Ministerpräsident. Mit tiefem Bedauern haben wir von seinem Tod erfahren«, sagte auch Matthias Oelke, Sprecher der sächsischen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Führer schaue auf ein »großes Lebenswerk« zurück, fügte er hinzu.

Führer war seit 1980 Pfarrer der Kirche St. Nikolai, der größten Kirche in der Stadt Leipzig. 2008 ging er in den Ruhestand. Damals verabschiedete er sich mit einem traditionellen Friedensgebet von seiner Gemeinde. Nach einem Online-Bericht der »Leipziger Volkszeitung« war Führer am Morgen in die Zentrale Notaufnahme des Universitätsklinikums Leipzig eingeliefert worden. Führer, der durch seine prägende Rolle bei den Leipziger Montagsdemonstrationen 1989 bundesweite Bekanntheit erlangte, litt an einer schweren Lungenerkrankung. Erst in der vergangenen Woche war Christian Führer gemeinsam mit Christoph Wonneberger stellvertretend für alle Beteiligten der Montagsdemonstrationen mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet worden. An der Preisverleihung in Berlin hatte er aus gesundheitlichen Gründen aber schon nicht mehr teilnehmen können. Agenturen/nd

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