Opfer des Missbrauchs bei Franziskus

Deutsches Netzwerk: Nichts weiter als PR-Veranstaltung

  • Lesedauer: 2 Min.

Rom. Papst Franziskus hat erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche getroffen und sie dabei demütig um Vergebung »für diese Sünden und schweren Verbrechen« gebeten. Er feierte am Montag mit sechs Betroffenen aus Deutschland, Irland und Großbritannien eine Morgenmesse. Danach widmete sich der Papst in Gesprächen - insgesamt drei Stunden lang - jedem Einzelnen der drei Männer und drei Frauen. Die katholische Kirche war vom Skandal um jahrzehntelangen Missbrauch an Heranwachsenden in zahlreichen Ländern massiv erschüttert worden. Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. hatte sich insgesamt fünf Mal mit Menschen getroffen, die in katholischen Kirchen und Einrichtungen sexuell missbraucht worden waren, so in den USA und in Deutschland.

In seiner Predigt bat Franziskus auch um Verzeihung für jene Kirchenführer, die nicht angemessen auf Berichte über Missbrauch geantwortet hätten. »In der Geistlichkeit ist kein Platz für jene, die Missbrauch begehen«, sagte er und bekräftigte, Vergehen an Minderjährigen nicht tolerieren zu wollen. Kritiker werfen der katholischen Kirche vor, die Täter oftmals geschützt zu haben. Zudem fordern sie den Vatikan auf, die Ermittlungen nicht länger im Verborgenen zu führen, sondern mit der staatlichen Justiz zusammenzuarbeiten.

»Die Aktion von Papst Franziskus ist ein weiteres Stück Symbolismus, nichts weiter als eine PR-Veranstaltung«, kritisierte das deutsche Netzwerk Betroffener von sexueller Gewalt. Der Papst schare lieber strenggläubige Missbrauchsopfer um sich und bete mit ihnen, anstatt die Betroffenen angemessen zu entschädigen, so der Vorsitzende des Netzwerkes, Norbert Denef. Begegnung auf Augenhöhe sehe anders aus.

Franziskus hatte das Treffen selbst angekündigt und der Vatikan die als private Begegnung gehaltene Zusammenkunft vorbereitet. Auf dem Rückflug von seiner Nahost-Reise hatte der Papst Ende Mai sexuellen Missbrauch durch Geistliche mit einer »schwarzen Messe« verglichen und scharf verurteilt. Dies sei ein schweres Problem, bei dem es für die katholische Kirche nur eine Null-Toleranz gebe, sagte Franziskus. Er hatte im Dezember 2013 eine achtköpfige Kommission ins Leben gerufen, die ein gesteigertes Bewusstsein auch von der Verantwortung für Kirche bei sexuellem Missbrauch schaffen soll. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.