Bolivien legalisiert Kinderarbeit

Bolivianische Kinder dürfen künftig schon mit zehn Jahren arbeiten

  • Lesedauer: 2 Min.
Mit zehn Jahren arbeiten? In Bolivien ist das künftig legal. Kinder ab zehn dürfen nun unter »außerordentlichen Umständen« arbeiten. Doch nicht nur Politiker forderten diese Entscheidung, arbeitende Kinder forderten es auch...

La Paz. In Bolivien dürfen Kinder künftig ab einem Alter von zehn Jahren arbeiten. Eine Woche nach der Abstimmung im Parlament unterzeichnete Vizepräsident Álvaro García Linera am Donnerstag ein Gesetz zum Schutz der Kinderrechte. Dieses erlaubt »unter außerordentlichen Umständen« die selbstständige Arbeit ab zehn Jahren und für einen Arbeitgeber ab zwölf. Sonst dürfen erst 14-Jährige arbeiten. Die maximale tägliche Arbeitszeit Minderjähriger wird auf sechs Stunden festgelegt.

Die Ausnahmen für die 14-Jahres-Grenze müssen von den Eltern und dem lokalen Kinder-Beauftragten bewilligt werden. Bolivien habe ein Gleichgewicht zwischen den internationalen Verträgen zum Kinderschutz und den traditionellen Arbeitsbedingungen in dem Andenland gesucht, erklärte García Linera.

In der vorangegangenen Diskussion hatte die Union arbeitender Kinder und Jugendlicher Boliviens (UNATSBO) gefordert, die in dem armen Land weit verbreitete Kinderarbeit zu legalisieren, damit der Staat die Minderjährigen besser schützen kann. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte das Gesetz. Bolivien sei das einzige Land der Welt, das so jungen Kindern das Arbeiten erlaube.

Die Internationale Arbeitsorganisation ILO gibt für Kinderarbeit ein Mindestalter von 15 Jahren vor, das in Entwicklungsländern auf 14 Jahre herabgesetzt werden kann. Leichte Arbeiten, die nicht die Bildung und Gesundheit gefährden, sind in Entwicklungsländern nach der entsprechenden ILO-Konvention ab zwölf Jahren zulässig.

In Bolivien arbeiten nach Unicef-Angaben 850 000 Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 17 Jahren, das entspricht etwa 28 Prozent dieser Altersgruppe. Das Alter für die Strafmündigkeit Jugendlicher wird mit dem neuen Gesetz von 16 auf 14 Jahre gesenkt. dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.