Donezk unter Dauerfeuer

Ukrainische Armee lehnt Feuerpause ab und verlangt Kapitulation / Aufständische wollen über Fluchtkorridor für Zivilisten verhandeln / Friedensnobelpreisträger mahnen zu Ende der Gewalt

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die ukrainische Armee hat ihren Belagerungsring um die umkämpfte Stadt Donezk erneut enger gezogen. Mit massivem Artilleriefeuer versuchte das Militär am Sonntag, die strategisch wichtige Versorgungsroute zur Stadt Krasny Lutsch abzuschneiden. »Das Feuer aus Granatwerfern hat sich die ganze Nacht hindurch bis in den Morgen gesteigert«, sagte ein Sprecher der Aufständischen. Zahlreiche Gebäude und auch der Hauptbahnhof der Großstadt seien beschädigt. Ein Geschoss sei auf dem Areal einer Klinik eingeschlagen und habe eine Frau verletzt. Die Aufständischen erwiderten das Feuer aus ihren Stellungen. Sie forderten mit Hinweis auf das Leid der Zivilbevölkerung in Donezk und Lugansk mit Nachdruck eine Waffenruhe. Die ukrainische Armee hat eine Feuerpause indes abgelehnt.

Die erklärte Bereitschaft der Aufständischen zu einer Waffenruhe sei lediglich eine »Aussage ohne Taten«, teilte der nationale Sicherheitsrat in Kiew am Sonntag mit. »Das Hissen der weißen Fahne oder die Abgabe der Waffen: Das sind konkrete Handlungen«, sagte Sprecher Andrej Lyssenko. Aber die Aufständischen in der umkämpften Großstadt Donezk würden keine praktischen Schritte unternehmen. Separatistensprecher Sergej Kawtaradse forderte die Armee zu Gesprächen auf. »Wir wollen über einen Fluchtkorridor für Zivilisten verhandeln«, sagte er. Eine einseitige Feuerpause lehnte Separatistenführer Alexander Sacharschenko erneut ab. Sollten die Regierungskräfte in Donezk einmarschieren, würden sie dort ihr »Stalingrad« erleben, drohte er.

Bei Gefechten am Stadtrand von Donezk kamen mindestens zwei Zivilisten ums Leben. Die Aufständischen berichteten von Gebietsgewinnen. »Die Anti-Terror-Operation verläuft erfolgreich, der Ring um Donezk wird immer enger gezogen«, sagte Armeesprecher Andrej Lyssenko. Die Aufständischen hätten schwere Verluste erlitten. »Unter den Terroristen macht sich Panik breit. Wir hören von massiver Fahnenflucht - sie werfen die Waffen weg und wollen ihr nacktes Leben retten«, behauptete er.

Derweil haben mehrere Friedensnobelpreisträger zu einem Ende der Gewalt in der Ukraine aufgerufen. Sie appellierten im Magazin »Focus« an Russland, die Ukraine, die USA und die EU, den Krieg in dem Land zu stoppen. Der Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der Tibeter erklärte: »Gewalt zerstört das Vertrauen, das für einen Dialog notwendig ist. Und einen Konflikt kann man nur durch Dialog und Übereinkommen lösen.« Der frühere Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu, der 1984 für sein Engagement gegen die Apartheid in Südafrika den Nobelpreis erhielt, betonte: »Die Welt kann keinen zweiten Kalten Krieg gebrauchen.« Der frühere polnische Präsident Lech Walesa sagte, »in solch einer dramatischen Lage erhielt die Ukraine keinerlei ernstzunehmenden Vorschläge, die es vermocht hätten, die gesamte Bevölkerung zu überzeugen und zu einen«. Agenturen/nd

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