Zyperns Weg in die Teilung
Am 14. August jährt sich die Besetzung Zyperns zum 40. Mal
Nach dem Zweiten Weltkrieg forderten die griechischen Zyprer ein Ende der britischen Kolonialherrschaft und Anschluss an Griechenland. Für die türkischen Zyprer, die etwa 18 Prozent der Bevölkerung ausmachten, war das völlig inakzeptabel. Als London Zypern die Unabhängigkeit verwehrte, kam es zur Rebellion gegen die Kolonialmacht. Und auch zwischen den Bevölkerungsgruppen eskalierte die Gewalt. Die griechisch-zyprische Geheimorganisation EOKA, die gegen die Briten kämpfte, trat für den Anschluss an Griechenland ein. Auf der türkisch-zyprischen Seite machte sich die paramilitärische Organisation TMT für eine Teilung der Insel stark. Die nationalistischen Kräfte unterminierten die Gesellschaft, beide Volksgruppen befehdeten sich heftig.
Am 16. August 1960 entließ Großbritannien die Insel in die Unabhängigkeit. Am 1. Oktober desselben Jahres wurde die Republik Zypern proklamiert. Griechenland, Großbritannien und die Türkei fungierten als Garantiemächte, die über die Einhaltung der Verfassung wachen sollten. Diese bestimmte beide Volksgruppen als gleichberechtigte Regierungspartner, unabhängig von ihrem prozentualen Anteil in der Gesellschaft. Präsident Makarios legte drei Jahre später einen Plan vor, der die türkischen Zyprer wieder auf ihre Rolle als Minderheit reduziert hätte. Im Dezember 1963 kam es daraufhin zu Gewalt zwischen beiden Volksgruppen, die 1964 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führte. Die Vereinten Nationen schickten ein Kontingent nach Zypern, um die Situation zu befrieden. Die Zyperntürken zogen sich zu ihrem eigenen Schutz in Enklaven zurück, die von den griechischen Zyprern über Jahre mit einem Wirtschaftsembargo belegt wurden.
Als 1974 griechisches Militär gegen den zyprischen Präsidenten Makarios putschte, nahm die Regierung in Ankara diesen Bruch der Verfassung zum Anlass für ein militärisches Eingreifen. Der britische Garantiepartner lehnte eine Beteiligung ab. Im Morgengrauen des 20. Juli 1974 begann die Landung der türkischen Armee, die zum Ziel hatte, die türkisch-zyprischen Enklaven zu sichern. Doch aus der Intervention wurde beim zweiten Vorstoß am 14. August 1974 eine Invasion, bei der die türkische Armee 37 Prozent des Territoriums besetzte und die faktische Teilung der Insel herbeiführte. Die türkischen Streitkräfte wurden nicht wieder abgezogen. Bis heute sind rund 40 000 Soldaten in Nordzypern stationiert.
Ein Jahr später, 1975, erfolgte ein Bevölkerungsaustausch - der Norden blieb den Zyperntürken, der Süden den Zyperngriechen. Am 15. November 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern gegründet, die völkerrechtlich nur von der Türkei anerkannt wird.
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