Mindestens 80 Tote durch Massaker der IS-Miliz
Terroristen morden Männer in jesidischem Dorf im Nordirak / Frauen und Kinder verschleppt / Zentralrat spricht von Hunderten Toten / EU-Außenminister für Waffenlieferung an Kurden
Berlin. Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sollen in einem jesidischen Dorf im Nordirak ein Massaker angerichtet haben. Die Extremisten hätten in dem Ort Tel Kudscho in der Sindschar-Region mindestens 80 Männer getötet, berichtete die kurdische Nachrichtenagentur Basnews am Freitag. Andere jesidische Quellen sprachen von etwa 100 Toten. Die kurdische Nachrichtenseite Rudaw meldete über Twitter, die Opfer seien erschossen worden, weil sie nicht zum Islam übertreten wollten. Frauen und Kinder seien in einen anderen Ort verschleppt worden. Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland spricht sogar von Hunderten Toten.
Derweil haben sich die Außenminister der Europäischen Union laut Diplomatenangaben für die Lieferung von Waffen an die irakischen Kurden ausgesprochen. Die Außenminister hätten sich auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt, in der sie die Lieferung von Waffen durch einzelne EU-Mitgliedstaaten begrüßten, sagte ein EU-Diplomat am Freitag in Brüssel. Demnach begrüßten die Außenminister die »Entscheidung von Mitgliedstaaten, positiv auf die Bitte der kurdischen Regionalregierung zu reagieren, dringend militärische Ausrüstung zu schicken«.
Die EU-Außenminister waren zusammengekommen, um über die mögliche Lieferung von Waffen an die gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat kämpfenden Kurden zu beraten. Das Treffen war auf Ersuchen Frankreichs anberaumt worden, das als erster EU-Mitgliedstaat Waffenlieferungen an die Kurden angekündigt hatte. Großbritannien kündigte bisher an, Militärausrüstung zu schicken.
In Deutschland wird die Frage, ob Waffen ins Krisengebiet im Irak geschickt werden dürfen, derzeit kontrovers diskutiert. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der »Bild«-Zeitung: »Wenn sich ein Völkermord nur mit deutschen Waffen verhindern lässt, dann müssen wir helfen.« Am Vortag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) deutsche Waffenlieferungen in den Nordirak nicht ausgeschlossen. Agenturen/nd
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