Der Raubbau beginnt heute

Erdüberlastungstag: Die Menschheit braucht eineinhalb Planeten

Seit vier Jahrzehnten werden weltweit mehr Ressourcen verbraucht als nachwachsen können. Und das Ausmaß der Überbeanspruchung nimmt weiter zu.

Nimmt man die Reproduktionsfähigkeit der Erde zum Maßstab, dann dürfte die Menschheit in den restlichen Tagen dieses Jahres keine natürlichen Ressourcen mehr verbrauchen, keine Treibhausgase mehr emittieren und keinen Müll mehr produzieren. Am heutigen 19. August ist nämlich der sogenannte Erd-überlastungstag, wie das Global Footprint Network, ein ökologisch orientierter Think-Tank mit Sitz in Oakland (USA), errechnet hat. »Dieses Jahr ist der Erdüberlastungstag so früh wie noch nie zuvor. Das heißt, auch in diesem Jahr haben wir wieder über unsere Verhältnisse gelebt«, sagt Marius Haberland vom entwicklungspolitischen Netzwerk Inkota. »Diesem Verschwendungstrend müssen wir schleunigst etwas entgegensetzen, denn die sozio-ökologischen Konsequenzen werden mit der Zeit unumkehrbar.«

Hinter dem Konzept des Erdüberlastungstages oder Welterschöpfungstages steht der Versuch, die ökologische Zerstörung des Planeten mit mathematisch-ökonomischen Kriterien zu erfassen. Erster Schritt ist die Berechnung des »ökologischen Fußabdrucks«, also der weltweiten Nachfrage nach natürlichen und erneuerbaren Ressourcen wie Wasser, Brennmaterial, Bauholz und Getreide. Diese wird ins Verhältnis gesetzt zum Angebot neuer natürlicher Ressourcen, der Biokapazität der Erde. Je höher diese Quote, desto höher der Raubbau an der Natur. Die gegenwärtige Nachfrage ist so hoch, dass die Menschheit eigentlich eineinhalb Erden bräuchte. Geht die Entwicklung in gleichem Tempo wie zuletzt weiter, sind es im Jahr 2050 schon zwei Erden. Dabei sind die Industrieländer die Hauptverursacher der Erdüberlastung: Wenn sich der deutsche Lebensstil weltweit durchsetzen würde, wären schon heute 2,5 Planeten notwendig.

Nach Darstellung des »Global Footprint Networks« wurde Mitte der 1970er Jahre erstmals die kritische Grenze überschritten. Seither ist der Erdüberlastungstag immer früher im Jahr: 1993 war er am 21. Oktober, 2003 am 22. September und im vergangenen Jahr am 20. August. Die Überlastung zeigt sich unter anderem an Treibhauseffekten, die schneller erzeugt als von Wäldern und Ozeanen absorbiert und abgebaut werden, an der Abholzung der Wälder, dem Rückgang der Artenvielfalt oder an der Überfischung. In der Landwirtschaft werden jeden Tag rund 20 Hektar Ackerland durch den Einsatz von wachstumssteigernden Pestiziden zerstört.

In Deutschland wollen heute Umwelt- und Nord-Süd-Organisationen wie Inkota, Germanwatch, BUNDjugend, Naturschutzjugend und FairBindung anlässlich des Erdüberlastungstages mit einer Aktion auf dem Berliner Alexanderplatz auf ihre Forderung nach Abkehr von der Ressourcenausbeutung auf Kosten künftiger Generationen hinweisen. Politiker, aber auch Verbraucher sollten über Alternativen zum derzeitigen Wachstum ohne Beachtung der Grenzen des Planeten nachdenken. »Der Erdüberlastungstag zeigt uns klar die ökologischen Grenzen unseres Planeten auf«, sagt Julia Otten von Germanwatch. »Unsere Art, zu leben und zu wirtschaften, muss sich angesichts dieser Grenzen grundlegend ändern.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -