Stromüberschüsse statt -engpässe

RWE-Manager sind sich nicht ganz einig

  • Marcus Meier, Essen
  • Lesedauer: 3 Min.
Gleichermaßen zuversichtlich und pessimistisch blickt der Energiekonzern RWE in die Zukunft. Ansonsten setzt man auf smarte Bequemlichkeit.

RWE-Manager Arndt Neuhaus geht aktuell und künftig von einem Überfluss an Elektrizität trotz Energiewende aus. »Wir werden Strom für deutlich mehr Zwecke als heute verwenden«, prognostizierte der Vorstandsvorsitzende der RWE Deutschland AG am Mittwochabend vor Journalisten in Essen.

Insbesondere könne er sich vorstellen, im Winter wieder verstärkt mit Strom statt mit Gas oder Kohle zu heizen, sagte der 48-Jährige. Die Heizsaison überschneide sich schließlich teilweise mit jenen Monaten von Februar bis Oktober, in denen mit Solarstrom auf privaten Dächern hinreichende Überschüsse erzeugt würden. Generell werde der Energiemarkt stromlastiger, glaubt Neuhaus.

Indirekt widersprach er damit Aussagen von RWE-Chef Peter Terium, der vor Stromausfällen gerade im Winter gewarnt hatte, da immer mehr unrentable Kohle- und Gaskraftwerke abgeschaltet würden. In den Vorjahren sei es in den kalten Monaten bereits zu Engpässen gekommen, führte Terium Ende letzten Jahres in der »Süddeutschen Zeitung« aus.

Das Überangebot an Strom widerspiegle sich in fallenden Börsenpreisen, verkündet nun Neuhaus. Den Überschuss könne und solle man besser sinnvoll nutzen, statt konventionelle Anlagen zeitweise abzuschalten.

Die Strompreise sänken indes nicht: »Der private Kunde zahlt mit seiner Stromrechnung doppelt für den neuen und den alten Kraftwerkspark«, rechnete Chemiker und Betriebswirt Neuhaus vor. Pro Kilowattstunde berappe der Endkunde 4 Cent für konventionelle plus 6,2 Cent für erneuerbare Anlagen.

Im Gegensatz zu Terium strahlte Neuhaus durchaus Optimismus aus, was die Zukunftsfähigkeit des RWE-Konzerns betrifft. Die Essener befänden sich bereits im siebten Jahr ihrer hauseigenen Energiewende und verfügten nun über einen Vorsprung beim Know-how. Das Unternehmen wandle sich vom Kraftwerksbetreiber zu einem Unternehmen, das vor allem in Infrastruktur und energiebezogene Dienstleistungen investiere.

Automatisierung von Wohnhäusern, Elektromobilität und die dezentrale Energieerzeugung bezeichnete Neuhaus als Milliardenmärkte, die RWE sich als Dienstleister erschließen wolle. Dieser Weg sei alternativlos. Längst arbeite der Oligopolist mit Start-up-Unternehmen und Energiegenossenschaften zusammen.

Neuhaus geht davon aus, dass die Photovoltaik trotz Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ein Wachstumsmarkt bleibt. Neuere Solarzellen kämen auf einen Wirkungsgrad von 30 statt der derzeit üblichen 14 Prozent. Zudem seien viele Dächer in Städten für die Installation von Solaranlagen geeignet. Lediglich große Freiflächenanlagen mit Hunderten Solarzellen »sind tot«. Stattdessen will RWE künftig Strom abnehmen und vermarkten.

Als kein gutes Geschäftsfeld für RWE erwies sich der Bereich Energieeffizienz: Stromspardienstleistungen, die gewisse Anfangsinvestitionen erfordern, floppten in den vergangenen Jahren zumindest im Privatkundengeschäft. Nun setzt RWE eher auf Services, die der Bequemlichkeit dienen. »RWE SmartHome« heißt das Konzept einer angeblich sicheren »intelligenten Haussteuerung« mit RWE-Hilfe.

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