Fast für umsonst
Simon Poelchau über die Absenkung des EZB-Leitzinses
Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es nun fast für umsonst Geld. Sie senkte am Donnerstag den Leitzins auf das Rekordtief 0,05 Prozent. Zwar gab es im Vorfeld Anzeichen für die Entscheidung, doch kam sie für viele Experten letzten Endes überraschend.
Schließlich hatte die EZB erst im Juni den Leitzins gesenkt und Strafzinsen auf Einlagen beschlossen. Normalerweise hätten die Zentralbänker noch eine Zeit lang gewartet, bis diese Maßnahmen ihre Wirkung entfalten. Doch die Wirtschaftslage in der Eurozone ist offenbar so schlecht, dass sie nicht länger warten wollten. So stagnierte das Bruttoinlandsprodukt der Währungsunion im zweiten Quartal und die Preise steigen fast gar nicht mehr, was eine lähmende Deflation wahrscheinlicher macht. Zudem verunsichern die Spannungen zwischen der EU und Russland zunehmend Firmen und Verbraucher. Ob die neuen Maßnahmen wirken werden oder vergebene Mühe sind, steht auf einem anderen Blatt. Denn die EZB kann die Eurozone nicht alleine aus der Krise führen.
Was es dafür vor allem braucht, hatte EZB-Chef Mario Draghi in Jackson Hole angesprochen: eine »wachstumsfreundlichere« Wirtschaftspolitik. Doch ist dies das genaue Gegenteil der »Strukturreformen«, die Draghi immer wieder fordert und die die Eurozone erst in die Krise führten.
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