Schlimmer als Red Bull
Die Trainerentlassung hilft dem HSV nicht, meint Alexander Ludewig
Mirko Slomka tat, was ein Trainer nie tun sollte: Nicht aus Überzeugung handeln. Gegen Hannover ließ er sieben Hamburger Neuzugänge auflaufen - weil es Karl Gernandt und Dietmar Beiersdorfer gefordert hatten. Nach dem 0:2 betonte Aufsichtsratschef Gernandt, dass in der Trainerfrage »zu 120 Prozent nicht« gehandelt werde. Am Montag wurde Slomka vom Vorstandsvorsitzenden Beiersdorfer entlassen. Slomka, Gernandt, Beiersdorfer - drei Verantwortungsträger, die nicht viel zu sagen haben. Das Handeln bestimmt mehr denn je ein Anderer: Investor Klaus-Michael Kühne. Nachdem der HSV auf den letzten Platz der Bundesliga abgerutscht war, fand in den Räumen von Kühnes Logistikunternehmen »Kühne + Nagel« die für Slomka folgenschwere Krisensitzung statt.
Schon früher sicherte sich Kühne Einfluss durch Geld. Für 12,5 Millionen Euro erhielt er 2010 Transferrechte an sechs Spielern. Seit im Mai die Profiabteilung in die Fußball AG ausgliedert wurde, kontrolliert er diese quasi: Der neue Aufsichtsratschef Gernandt ist zugleich Verwaltungsratspräsident bei »Kühne + Nagel«. Was in Hamburg passiert, ist schlimmer als das Konstrukt RB in Leipzig. Dort regiert »Red Bull« unverhohlen: Nur widerwillig und auf Druck der Verbände wurden kosmetische Veränderungen am Logo und der Besetzung von Posten vorgenommen. Aber: RB hat einen Plan, geeignete Leute, die ihn erfolgreich umsetzen - und macht so zumindest zahlreiche Leipziger froh.
Der HSV macht das Gegenteil, weil der potente Mäzen ein sportlicher Laie ist. 2012 ermöglichte Kühne die Verpflichtung von Rafael van der Vaart: Seitdem schleppt das Team den alternden Star als Ballast mit sich. Vor dieser Saison stellte Kühne 17 Millionen Euro für neue Spieler bereit; und auch die sollen natürlich spielen, ob es passt oder nicht. Kühnes Einfluss schadet dem Klub, und sollte durch die Verbände ob seiner Rechtmäßigkeit auf jeden Fall geprüft werden.
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