»Jetzt ist der entscheidende Moment«

Die Umweltschützerin Diana Maciaga will sich auf dem UN-Gipfel für ein Umdenken in der polnischen Klimapolitik aussprechen

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Diana Maciąga ist die einzige Europäerin unter den Vertretern der Zivilgesellschaft, die UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach New York geladen hat. Die 29-jährige polnische Biologin wurde unter hunderten Bewerbern ausgewählt. Sie arbeitet für die Umweltorganisation »Pracownia na rzecz Wszystkich Istot« (Werkstatt für alle Lebewesen). Über vergiftetes Kühlwasser, Kohlesubventionierung und ihre Hoffnungen für den Klimagipfel sprach mit ihr Susanne Ehlerding.

nd: Warum engagieren Sie sich für den Klimaschutz?
Maciaga: Mein Interesse und meine Leidenschaft hat immer dem Naturschutz gehört. Deshalb habe ich nach dem Studium bei der Umwelt- und Tierschutzorganisation »Pracownia na rzecz Wszystkich Istot« angefangen. Wir beschützen die wildlebenden Tiere im Urwald von Białowieża, besonders die großen Fleischfresser, die Wölfe.

Klimaschutz war eine logische Folge unserer Aktivitäten. Denn der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die weltweite Artenvielfalt. Wenn wir den Klimawandel nicht stoppen, wird die Natur unsere letzte Sorge sein. Alles, was wir erreicht haben - Demokratie, Frieden, Stabilität - wird dann zusammenbrechen.

Deshalb kämpfen Sie auch gegen den Bau des Kohlekraftwerks Elektrownia Północ?
Absolut. Es soll im Nordwesten Polens an der Weichsel gebaut werden. Das ist ein Gebiet, an dem der längste Fluss Polens noch ein intaktes Ökosystem ist; eine ganz saubere Gegend mit wenig Industrie. Die Leute leben vor allem von der Landwirtschaft. Sie haben Angst, dass sie ihr Einkommen verlieren. Das Kraftwerk wird heißes, vergiftetes Kühlwasser in den Fluss ablassen. Wenn es gebaut wird, könnte Polen zudem für die nächsten drei oder vier Jahrzehnte nicht aus der Kohleförderung aussteigen.

Polen zeigt sich immer wieder als Bremser bei den Klimaverhandlungen. Wie sehen Sie die Rolle Ihrer Regierung?
Ich bin mir dieser Situation sehr bewusst. Aber viele Menschen in Polen unterstützen die Position der dortigen Regierung nicht. Es gibt viele wie mich, die möchten, dass sich Polen einreiht in den globalen Klimaschutz. Wir Bürger Polens wollen die Freiheit haben, sichere und saubere Energie zu verwenden. Wir wollen eine saubere und nachhaltige Zukunft für unsere Kinder. Wir wollen Jobs im erneuerbaren Sektor, nicht in der Kohleindustrie.

Die Regierung subventioniert die Kohle sehr stark. Die Branche ist höchst unprofitabel und verbraucht einen großen Teil des Bruttoinlandsprodukts. Uns in dieser Abhängigkeit von der Kohle zu halten, ist nicht nur schlecht für die Umwelt. Polen ist auch das Land in der Europäischen Union, das für die Kohle die höchsten versteckten Kosten in Form von Gesundheitsschäden seiner Bürger zahlt.

War die Teilnahme an der Menschenkette gegen den Braunkohleabbau in der Lausitz vor einem Monat ein Zeichen der Hoffnung für Sie?
Es war eine erstaunliche Erfahrung, die mir Kraft gegeben hat. Wir sind ja nicht nur wegen der Umwelt dorthin gefahren, sondern auch, um die Menschen zu unterstützen. Für mich ist es unerhört, dass im 21. Jahrhundert immer noch Leute ihr Zuhause verlassen müssen, damit fossile Brennstoffe aus der Erde geholt werden können. Ich denke, dass die Demonstration, die am Wochenende in New York stattfand, mir und den anderen Teilnehmern dieselbe Kraft gibt.

Was wird Ihre Rolle als Klimabotschafterin während des UN-Gipfels sein?
Ich will die Botschaft überbringen, dass die polnische Bevölkerung sich der Gefahr des Klimawandels bewusst ist. Dass sie mit Nachdruck konkrete Aktionen gegen den Klimawandel fordert. Ich hoffe wirklich, dass die Teilnahme am Gipfel eine Wirkung auf die polnische Regierungsdelegation hat. Dass sie sehen, was für ein entscheidender Moment jetzt ist und an ihrer Aufgabe wachsen. Dass sie eine moderne, kohlenstoffarme Wirtschaft aufbauen, statt aus uns ein Kohlemuseum zu machen.

Wird der Gipfel in New York den weltweiten Klimaverhandlungen einen neuen Schwung geben können?
Das ist sehr schwer zu sagen. Ich will nicht zu optimistisch sein. Andererseits hoffe ich wirklich, dass eine neue Art von Dynamik ausgelöst wird. Wenn wir im kommenden Jahr kein verbindliches Klimaabkommen zustande bringen, werden wir die Erderwärmung nicht mehr unter zwei Grad halten können. Dann steht unsere gesamte Zivilisation auf dem Spiel.

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