Billige Bananen gefährden Kleinbauern
Studie: Deutsche Discounter unterlaufen Mindestpreis
Berlin. Deutsche Handelsketten gefährden laut dem Hilfswerk Oxfam durch Preisdumping die Existenz von Bananenbauern in Südamerika. Die Einkäufer von Supermarktketten wie Aldi, Lidl und Edeka unterliefen systematisch den in Ecuador gesetzlich festgelegten Mindestpreis für Bananen, heißt es in einem Oxfam-Bericht, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
Der Mindestpreis liegt den Angaben zufolge bei 6,22 US-Dollar (knapp fünf Euro) für eine 43-Pfund-Kiste. »Deutsche Supermärkte sind bei der Preisdrückerei tonangebend, Taktgeber sind die Discounter«, erklärte der Oxfam-Experte Frank Braßel. »Diese Billigpreise bedrohen die Existenzen von kleinbäuerlichen Produzenten und Plantagenarbeitern.« Demnach liegen die Preise für Bananen bei deutschen Discountern noch weit unter denen der Discounter anderer europäischer Länder wie Frankreich oder Großbritannien.
Die Einkäufer der Supermärkte deklarieren den Angaben zufolge zwar häufig den gesetzlichen Preis, zwingen die Bauern aber, ihnen den Differenzbetrag zwischen diesem und dem Dumpingpreis zurückzuzahlen. Seit dem Jahr 2008 liegt laut der Entwicklungshilfeorganisation der Erzeugerpreis im Jahresdurchschnitt unter dem Mindestpreis. Deshalb lebten in Ecuador drei Viertel der Bananenarbeiter unter der Armutsgrenze. In Kolumbien gebe es zwar keinen Mindestpreis, der Preisdruck verschlechtere dort aber die sozialen und arbeitsrechtlichen Standards.
Laut Eduardo Ledesma, Direktor des ecuadorianischen Exporthandelsverbandes AEBE, spielen deutsche Supermarktketten eine nicht unerhebliche Rolle bei der Umgehung des Mindestpreises. Demnach lassen Discounter aus Deutschland regelmäßig gezielt Bananen unterhalb des Mindestpreises kaufen. Das sei sehr schädlich für Ecuadors Bananenindustrie, so Ledesma.
Zu den Ursachen für den enormen Preisdruck gehört laut der Oxfam-Studie auch die starke Konkurrenz in Mittelamerika sowie in Kolumbien, wo Bananen fast nur auf großen Plantagen angebaut werden, die teils kostengünstiger produzieren und wo die Transportkosten geringer sind.
Nach Angaben von Oxfam verdienen etwa 220 000 ecuadorianische Familien ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Bananen. Etwa die Hälfte seien Kleinbauern, die weniger als zehn Hektar Anbaufläche besäßen. Sie treffe das Preisdumping besonders hart. Die Oxfam-Studie »Billige Bananen« basiert auf Daten des französischen Forschungsinstituts BASIC und Auskünften von Experten in Deutschland und Ecuador.
Oxfam fordert von den Supermarktketten, den Kostendruck auf ihre Lieferanten - besonders in Ecuador - zu verringern. Dafür müssten sie zunächst ihren direkten Lieferanten angemessene Preise zahlen, so Oxfam. Auch von der Politik fordern sie dringend Initiativen: Die Bundesregierung müsse die Marktmacht der Supermärkte beschränken - etwa durch die Verschärfung von Regeln zu Unternehmenszusammenschlüssen -, unfaire Einkaufspraktiken eindämmen und kleinbäuerliche Produzenten sowie die Rechte der Beschäftigten in der Lieferkette stärken. epd/nd
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