Amnesty: Europa hat Verantwortung für Seenotrettung von Flüchtlingen
Menschenrechtsorganisation legt Bericht zur Situation der Mittelmeerflüchtlinge vor / Neue EU-Mission müsse Fokus klar auf Rettung und nicht Abschottung legen
Berlin. Kurz vor dem Jahrestag des Lampedusa-Unglücks hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International an die EU-Mitgliedstaaten appelliert, gemeinsam die Verantwortung für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer zu übernehmen. »Es sterben weiter Tausende von Flüchtlingen und Migranten bei dem verzweifelten Versuch, Europas Küsten zu erreichen«, sagte die Generalsekretärin der deutschen Amnesty-Sektion, Selmin Caliskan, am Dienstag in Berlin. Alle europäischen Staaten, auch Deutschland, müssten Verantwortung für die Seenotrettung übernehmen.
In dieser Woche jährt sich das Schiffsunglück vor Lampedusa zum ersten Mal. Am 3. Oktober 2013 sank vor der zu Italien gehörenden Insel ein Boot mit mehr als 500 Flüchtlingen. Rund zwei Drittel von ihnen starben.
Mit Blick auf die Diskussion um eine neue EU-Mission im Mittelmeer forderte Caliskan, den Fokus klar auf Seenotrettung zu legen. Nach dem Unglück von Lampedusa hatte die italienische Regierung die Operation »Mare Nostrum« gestartet, die nach Amnesty-Angaben mehr als 140.000 Menschen aus dem Meer rettete. Derzeit wird diskutiert, die Operation durch eine gemeinsame europäische Mission zu ersetzen. Flüchtlingsorganisationen fürchten, dass das Ziel dann nicht mehr vorrangig Rettung, sondern Abschottung ist.
»Wenn die EU weiterhin zu ihren ureigenen Werten, nämlich den Menschenrechten, stehen will, darf sie das Sterben im Mittelmeer nicht weiter hinnehmen«, mahnte Caliskan. Amnesty International hat am Dienstag einen Bericht zur Situation der Mittelmeer-Flüchtlinge veröffentlicht. Mitarbeiter der Organisation haben dafür rund 50 Flüchtlinge und Migranten in Italien und Malta interviewt. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.