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Zurück zum Sammellager
Martin Kröger sieht Czajas Containerpläne mit Argwohn
Jetzt also die Container-Variante. Ganz so schlimm wie in der immer noch geöffneten Spandauer Motardstraße sollen die neuen Sammelunterkünfte natürlich nicht werden. Sie seien besser als der allgemeine Ruf vermuten lässt, behauptet Czaja. Zwar gibt es tatsächlich schickere Varianten. Aber das strukturelle Problem bleibt: Statt der Unterbringung in Wohnungen wird wieder das Sammellager prägend für die Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin. Das ist ein gravierender Paradigmenwechsel – und ein ebenso großer Rückschritt.
Denn es bedeutet für die aus Kriegen und Not Geflohenen all jene Nachteile, die das Leben in Sammelunterkünften zwangsläufig mit sich bringt: Enge, soziale Konflikte und Stigmatisierung. Hinzu kommen die baulichen Nachteile von Containern: im Sommer Hitze, im Winter Kälte. Selbst Schulräume will der Senat offenbar in den laut Opposition 43-Millionen-Euro-teuren Containerlagern errichten. Eine Integration der Flüchtlingskinder würde mit diesen Plänen ad acta gelegt. Segregation statt Integration ist wohl Czajas Devise. Das passt indes nur zu gut zum beschämenden Umgang mit den protestierenden Flüchtlingen vom Oranienplatz.
Über Jahre hat dieser Senator, der in der CDU als einziges Talent gilt, die Entwicklungen quasi ignoriert. Dabei gab es Mahnrufe genug, der Protestmarsch der Flüchtlinge etwa erreichte Berlin im Oktober 2012.
Besser spät als nie mögen nun einige einwenden. Denn auch das ist eine bittere Wahrheit: Auch ein Container bietet mehr Schutz als gar keine Unterkunft. Ein Ersatz für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik bieten die Metallkästen jedoch nicht – egal, mit viel Czaja-Duselei sie auch ausgeschmückt werden.
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