Kurden wehren erneute IS-Angriffe auf Kobane ab
Terrormiliz nur wenige Hundert Meter vom Stadtrand entfernt / Türkei sichert bedrängten Kurden Beistand zu
Kobane. Die Terrormiliz Islamischer Stadt (IS) und kurdische Kämpfer liefern sich weiter heftige Kämpfe um die nordsyrische Stadt Kobane. Die kurdischen Volksschutzeinheiten wehrten nach eigenen Angaben erneut drei IS-Angriffe ab. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Freitag, den Kurden sei es gelungen, zwei Fahrzeuge der Terroristen zu zerstören. Die kurdische Nachrichtenseite Welati meldete, die Kurden hätten einen Panzer der IS zerstört. Aus der Stadt hallte am Freitagmorgen Gefechtslärm in die Türkei, dichter Rauch war zu sehen.
Inzwischen hat der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu den Kurden in der belagerten Stadt Kobane Hilfe zugesichert. »Wir würden nicht wollen, dass Kobane fällt«, sagte Davutoglu nach Angaben des TV-Senders »A Haber« in einer Reaktion am späten Donnerstag. »Wir werden tun, was immer nötig ist, um zu verhindern, dass das passiert.« »Wir haben unsere Arme für unsere Brüder aus Kobane ausgebreitet«, so Davutoglu.
Die gegen den IS im syrisch-türkischen Grenzgebiet kämpfenden kurdischen Volksschutzeinheiten stehen der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe. Entsprechend hatte sich der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu dagegen ausgesprochen, Waffenlieferung an die PKK zuzulassen, selbst wenn diese die IS-Extremisten bekämpften. Der in türkischer Haft sitzende PKK-Chef Abdullah Öcalan hatte gewarnt, dass ein Massaker in Kobane auch den Friedensprozess der Kurden mit Ankara beenden würde.
Das türkische Parlament hatte der Regierung in Ankara am Donnerstag die Vollmacht für ein militärisches Vorgehen gegen den IS in Syrien und im Irak erteilt. Regierungsmitglieder dämpften aber Erwartungen, es könnten schon bald Soldaten in die Region geschickt werden.
Die Terrormiliz versucht seit Tagen, Kobane einzunehmen. IS-Einheiten seien nur noch wenige Hundert Meter vom Stadtrand entfernt. Kobane liegt an der Grenze zur Türkei und ist die letzte Bastion in einer Enklave, die bislang von kurdischen Volksschutzeinheiten beherrscht wurde. Die Terrormiliz kontrolliert bereits mehr als 300 Dörfer im Umland von Kobane. Aus Kobane und seinem Umland sind bereits 160.000 Menschen in die Türkei geflüchtet. Agenturen/nd
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