»Damit schießt man nicht gezielt«
Rebellen lasten Kiewer Regierung Tod eines Rotkreuz-Mannes in Donezk an
Kiew. Nach dem Tod eines Rotkreuz-Mitarbeiters in Donezk haben sich die Regierung in Kiew und die Rebellen im Osten der Ukraine gegenseitig die Verantwortung zugeschoben. Das ukrainische Außenministerium warf den prorussischen Separatisten am Freitag vor, die Hilfsorganisationen »einschüchtern« zu wollen, während die Rebellen die Armee bezichtigten, wahllos in die Stadt zu feuern.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte am Donnerstag den gewaltsamen Tod eines Schweizer Mitarbeiters in Donezk bestätigt. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 38-Jährigen, der seit sechs Wochen in dem Land im Einsatz war. Das Stadtzentrum von Donezk war zuvor mit Granaten beschossen worden. Die 19 weiteren IKRK-Mitarbeiter wurden in Sicherheit gebracht.
Der stellvertretende Regierungschef der Volksrepublik Donezk, Andrej Purgin, machte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP die Armee für die tödlichen Schüsse auf den IKRK-Mitarbeiter verantwortlich. Das Militär feuere den zweiten Tag in Folge mit Raketenwerfern vom Typ Uragan auf die einstige Millionenmetropole. »Mit diesem System schießt man nicht gezielt, sie treffen einfach ein bestimmtes Gebiet und alle, die sich darin befinden«, sagte Purgin.
Auch Moskau machte die ukrainischen Streitkräfte für den Tod des Mannes verantwortlich. »In Kiew wollten sie nicht das Offensichtliche zugeben«, hieß es in einer Erklärung des russischen Außenministeriums vom Freitag. Das betroffene Gebiet in Donezk stehe unter Kontrolle der Rebellen und sei von der Armee unter Feuer genommen worden, hieß es.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich »traurig und verstört« über den Tod des IKRK-Mitarbeiters. Der Generalsekretär sei »besorgt über die gefährliche Zunahme der Kämpfe«, sagte dessen Sprecher. Die jüngsten Ereignisse zeigten, wie brüchig die Waffenruhe in der Ostukraine sei. Kiew und die Separatisten hatten am 5. September in der belarussischen Hauptstadt Minsk einen Waffenstillstand vereinbart, um die monatelangen Kämpfe zu beenden. Seitdem wurden fast 70 Menschen getötet.
In einer zweiten Vereinbarung hatten sich beide Seiten am 19. September zur Einrichtung einer 30 Kilometer breiten Pufferzone verpflichtet, die international überwacht werden soll.
Die Kämpfe hielten am Freitag weiter an. Nach Angaben des Donezker Rathauses wurden binnen 24 Stunden fünf Menschen getötet. Demnach konzentrieren sich die Gefechte auf den Flughafen. AFP/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.