Brasilien: Rousseff muss in die Stichwahl

Präsidentschaftwahl wird in der zweiten Runde gegen Herausforderer Neves entschieden / Früherer Gouverneur überraschend stark - Ex-Umweltministerin Silva enttäuscht

  • Lesedauer: 2 Min.

Rio de Janeiro. Brasilien steuert nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl auf einen Stichentscheid zu. Staatschefin Dilma Rousseff von der links-zentristischen Arbeiterpartei PT verpasste am Sonntag die für einen Erstrunden-Sieg notwendige absolute Mehrheit. Sie muss sich nun in drei Wochen ihrem Herausforderer Aécio Neves von der eher mitte-rechts stehenden Sozialdemokratischen Partei PSDB stellen.

Nach Auszählung von 99,91 Prozent der Stimmen sicherte sich Rousseff am Sonntag mit 41,6 Prozent zwar klar den ersten Platz. Der eigentliche Gewinner des Wahlsonntags war aber Neves. Der frühere Gouverneur und Senator kam auf überraschend starke 33,6 Prozent und übertraf damit deutlich seine bisherigen Umfragewerte. Beide treten am 26. Oktober in der Stichwahl gegeneinander an.

Als Verliererin ging die ehemalige Umweltministerin Marina Silva aus der Wahl hervor, die zwar 21,3 Prozent der Stimmen erzielte, ihr Ziel, in die Stichwahl zu kommen, aber klar verfehlte. Dem 54-jährigen Neves war es erst in den vergangenen Tagen gelungen, Silva in den Umfragen zu überholen. Vor seiner Aufholjagd lag er wochenlang auf Platz drei. Er forderte in einer ersten Reaktion, dass nun die Kräfte gebündelt werden müssten. »Wir sind erst auf der Hälfte des Weges.«

Die seit 1. Januar 2011 regierende Rousseff strebt am 26. Oktober eine zweite vierjährige Amtszeit an. Sie sprach am Wahlabend von einem klaren Sieg in der ersten Runde. Der Kampf werden »ganz ohne Zweifel« siegreich sein. Sollte sie als Siegerin aus der Stichwahl hervorgehen, wäre ihre Arbeiterpartei am Ende ihres zweiten Mandats im Jahr 2018 rund 16 Jahre an der Macht. Ihr Mentor und Parteigenosse Lula da Silva hatte von 2003 bis 2010 regiert.

Rousseffs Herausforderer Neves ist der Enkel des ersten gewählten Präsidenten Brasiliens nach der Militärdiktatur, Tancredo Neves, der aber 1985 kurz vor Amtsantritt starb. Aécio Neves ist vor allem durch seine Amtszeit als Gouverneur (Ministerpräsident) des wirtschaftsstarken Bundesstaates Minas Gerais bekannt, wo er von 2003 bis März 2010 regierte und mit Zustimmungswerten von über 90 Prozent aus dem Amt schied. dpa/nd

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