Grausame Botschaft in Hollywood-Optik

Australische Regierung will Flüchtlinge mit drastischen Mitteln abschrecken / Viele Australier distanzieren sich

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.
Egal wie ästhetisch ansprechend die Aussage auch verpackt ist - der australische Umgang mit illegalen Einwanderern bleibt zynisch und inhuman. Jetzt ist er auch auf Plakaten und ganzseitigen Anzeigen zu besichtigen.

Ein kleines Boot in aufgewühlter See, darüber bedrohlich grauer Himmel. Dass es sich dabei nicht um das Plakat für einen Hollywoodfilm wie »Der Sturm« handelt, wird beim Blick auf die Titelzeile deutlich: »Keine Chance - Australien wird nie eure Heimat« soll das Ende bereits vorwegnehmen und richtet sich auch nicht an Kinogänger, sondern alle Menschen, die ihr Glück in Australien suchen wollen und dabei nicht den offiziellen Weg samt benötigter Visa gehen wollen oder können. Seht her, wir haben einen sehr strikten Umgang mit Menschen, die wir hier nicht wollen, scheint es zu sagen, wir wissen das und wir wollen das genau so.

Die Kampagne der australischen Regierung richtet sich gleichermaßen an Flüchtlinge (»Ihr werdet nicht durchkommen«) als auch an Geflüchtete in Australien, die ihre Familien zum Beispiel mit Hilfe von Schlepperbanden, nachkommen lassen wollen (»Wenn deine Familie und Freunde ohne Visa auf ein Boot steigen, werden sie Australien nicht erreichen«). In 16 Sprachen von Albanisch bis Vietnamesisch wurde die Kampagne übersetzt und weltweit in Tageszeitungen verbreitet. Auf Übersetzungen ins Deutsche, Schwedische oder Französische wurde dabei verzichtet, schließlich haben es Einwanderer aus diesen Staaten über den legalen Weg viel leichter, nach Australien zu kommen.

Die australische Regierung argumentiert dabei zynisch: Wenn wir den potenziellen Flüchtlingen nur klar genug sagen, dass wir ihre Boote abdrängen werden, egal ob Männer, Frauen oder Kinder auf ihnen sind, sie im Zweifel ertrinken lassen oder sie nach Nauru oder Papua-Neuguinea deportieren - dann werden sie gar nicht erst versuchen, nach Australien zu kommen. So würde dann auch den Schmugglerbanden das Wasser abgegraben. Einen entscheidenden Punkt lässt diese Argumentation, völlig abgesehen vom inhumanen Umgang der australischen Regierung mit Flüchtlingen, nämlich aus. Solange sich an den ökonomischen Ungleichheiten zwischen den Staaten und den Krisensituationen in immer mehr Weltgegenden, die dank modernen Kommunikationsmitteln für immer mehr Menschen auf der Welt sichtbar sind, nichts ändert, werden trotzdem immer Menschen versuchen, zum Beispiel Australien zu erreichen. Die Quotenregelungen der offiziellen australischen Einwanderungspolitik tragen außerdem nicht dazu bei, diese Ungleichheiten zu beseitigen, indem zum Beispiel gut ausgebildete Menschen gerne als Arbeitskräfte im Land genommen werden.

Diese Einwanderungspolitik, die mit so offenen Worten daher kommt und im Hollywood-Stil präsentiert wird, wird von immer mehr Menschen in Australien abgelehnt. Vielleicht haben sie einfach keine Lust, dass die nächsten Anzeigen ihrer Regierung plötzlich an Lagerfilme oder große Seeschlachten erinnern. Auf denen dann auf Menschen in Flüchtlingsbooten geschossen wird. Im Hollywoodstil natürllich. Aber ohne Kunstblut.

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