Weniger Show und kein Gequatsche
Der Vorsitzende der Nationalliberalen Partei sieht die Chancen in einer Stichwahl bei 50:50
Warum haben Sie sich entschieden, in die Schlangengrube der rumänischen Politik zu steigen?
Ich bin einfach unzufrieden über die Art und Weise, wie Politik in Rumänien gemacht wird. Und darum möchte ich in eine Position gelangen, wo ich das verändern kann. Ich denke, dass ich weiß, was zu tun ist. Ich glaube, dass ich dazu fähig bin - und dass ich genug Energie habe, meine Pläne auch zu verwirklichen.
In den Umfragen belegen Sie einen ehrenwerten zweiten Platz.
Im ersten Wahlgang am 2.November werde ich wohl auf dem zweiten Platz landen. Denn von 14 Kandidaten ist nur einer aus dem Mitte-Links-Lager, der jetzige Premier Viktor Ponta. Alle anderen sind Mitte-Rechts - und mit ihnen muss ich die Prozente teilen. Die Umfragen zeigen aber, dass bei der Stichwahl die Chancen mehr oder weniger bei 50:50 liegen.
Mit fast der Hälfte der Stimmen ist die Stichwahl nicht gewonnen.
Ich bin optimistisch. Der Zuspruch für mich steigt - und der Zuspruch für meinen Gegenkandidaten stagniert.
Sie sagen, Ihr Gegner sei nicht Ponta, sondern das System. Was meinen Sie damit?
Ponta steht nicht alleine da. Es ist ein ganzes System, das ihn vorschiebt - und stützt. Gerade jetzt hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen zahlreiche Mitglieder seiner Partei eingeleitet - alle mit schweren Anschuldigungen. Meines Erachtens ist Ponta kein freier Kandidat, sondern der Exponent der Interessen seiner Partei-Barone. Das finde ich schlecht. Und viele Wähler auch.
Sie sind als Siebenbürger Sachse Angehöriger einer inzwischen sehr kleinen Minderheit in Rumänien. Ist das im Stimmenstreit ein Nach- oder Vorteil?
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es ein Vorteil ist, dass ich ein ethnischer Deutscher bin. Aber ich glaube auch nicht, dass mir daraus ein Nachteil erwächst.
Aber es gab Angriffe, dass Sie kein echter Rumäne und kinderlos seien.
Ja, es gab schon eine ganze Menge Attacken gegen mich - oft mit völlig erfundenen Themen. Das hat mich nicht beeindruckt, die Wähler auch nicht - und geht völlig an dem vorbei, was die Leute erwarten. Es ist schade, dass viele Gegenkandidaten solche Angriffe als Wahlkampf verstehen.
Ist Ihnen der von der kommunalen in die nationale Politik schwer gefallen?
Der Wechsel ist mir nicht schwer gefallen. Ich habe den Eindruck, dass es den Leuten gefällt, dass einer da ist, der weniger quatscht und mehr tut. Ich bin einfach für eine Politik von weniger Show, weniger unnötigem Gerede - und mehr Lösungsvorschlägen. Darum werde ich hier als der schweigsame Kandidat betrachtet, was in gewisser Weise auch stimmt. Doch den Menschen gefällt es, dass nun einer gekommen ist, der auch zuhört anstatt nur von morgens bis abends im Fernsehen zu quasseln.
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