LESEPROBE
Mauergeschichten
Beim Blick auf die Weltkarte oder in die Nachrichten stellen wir fest, dass fast jede geografische Gegend von Grenzkonflikten betroffen ist. Fasst man den Begriff »Mauer« weiter für Grenzbefestigungen, die verhindern sollen, dass Menschen sie überwinden, findet man Mauern im heutigen Europa beispielsweise in Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei. Dort versuchen Regierungen, den Übertritt bestimmter Flüchtlinge zu verhindern. Auf dem Globus finden wir Mauern zwischen Mexiko und den USA, zwischen Israel und dem Westjordanland, zwischen Ceuta, Melilla. Grenzkonflikte gibt es zwischen der Westsahara und Marokko, zwischen Indien, Pakistan und Afghanistan, zwischen Usbekistan und Tadschikistan, zwischen Zimbabwe und Botswana, zwischen Thailand und Malaysia, zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman, zwischen Irak und Kuwait. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede diese Konflikte mit der deutsch-deutschen Situation von 1989 und 1990 haben, kann man hier nachlesen ...
Zwei Ziele, mit denen diese Anthologie konzipiert wurde, sind nicht erreicht. Es sollten je zur Hälfte Männer und Frauen und je zur Hälfte Ost- und West-Autoren versammelt sein ... Nachdem die Bundeskanzlerin eine Ostdeutsche ist, der Bundespräsident aus der DDR stammt und sogar die »Dschungelkönigin« 2014 aus den »neuen Bundesländern« kommt, nun also auch noch das: Eine Anthologie zum vereinigten Deutschland mit einer DDR-Mehrheit. Doch ist dieses Ungleichgewicht berechtigt, denn von sehr vielen westdeutsch geprägten Schriftstellern bekamen wir die Versicherung, sie könnten zu diesem Thema nichts Substantielles beitragen. Wir fanden gerade die Texte der »Wessis« vielsagend, zeigen sie doch, wie wenig Änderungen im Westen erhofft wurden und wie gleichgültig, besonders den nach 1960 Geborenen, eine Wiedervereinigung oder auch nur der Mauerfall war.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!