Metastatische Progression
Ingolf Bossenz über Züchtungen auf dem stinkenden Feld des Terrors
Das Diktum vom geruchlosen Geld liegt seit Kaiser Vespasians legendärer Latrinensteuer vor fast 2000 Jahren im Schatzkästchen der Binsenweisheiten. Es diesem wieder einmal zu entreißen liegt nahe angesichts der Klage, die 85 Familien von in Irak getöteten oder verletzten US-Soldaten gegen fünf europäische Banken eingereicht haben. Diese sollen durch Geschäfte mit Iran bei der Finanzierung von Angriffen auf die US-Armee in Irak geholfen haben. Das eigentlich Interessante an dem Vorgang ist das bereits 1992 erlassene US-Gesetz, auf das sich die Kläger stützen. Dieses erlaubt nämlich von Terrorangriffen Betroffenen oder ihren Angehörigen, jeden auf Schadenersatz zu verklagen, der für diese Angriffe verantwortlich gemacht werden kann. Und das ist nicht nur ein weites, sondern auch ein ausgesprochen übel riechendes Feld. Denn die Installierung, Finanzierung, Subventionierung diverser Terrorgruppen und -aktivitäten gehört seit Jahrzehnten zur gut dokumentierten globalen Politik der US-Regierung. Nicht zuletzt auf solcher Patronage erwuchsen Taliban, Al Qaida und andere Gebilde, deren metastatische Progressionen immer unberechenbarer werden. Für Nietzsche war der Staat »das kälteste aller kalten Ungeheuer«. Den »Islamischen Staat« kannte er nicht, aber er hatte eine Ahnung, wie solche Ungeheuer mit Politik und Geld gezüchtet werden.
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