Mini-Labor »Philae« liefert wieder Daten
Europäische Raumfahrt-Agentur: Meilenstein wie Mondlandung 1969
Der Livestream der ESA von http://new.livestream.com/ESA/cometlanding
Update 13.10 Uhr: Trotz wilder Hopser bei der Landung auf einem Kometen liefert das Mini-Labor »Philae« wieder Daten. Kontrolleure konnten am Donnerstagmorgen erneut Kontakt zu dem kühlschrankgroßen Gerät aufnehmen. »Die Verbindung läuft gut«, sagte ein Sprecher im Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt.
ROSETTA: Der Name für die Sonde »Rosetta« wurde in Anspielung auf den Stein von Rosetta (auch: Stein von Rosette) gewählt. Mit den Inschriften darauf - in Altgriechisch, Demotisch und in Hieroglyphen - konnten erstmals die ägyptischen Hieroglyphen entziffert werden. Der Stein befindet sich heute im Britischen Museum in London.
PHILAE: Der Name des Landers »Philae« bezieht sich auf die Nil-Insel Philae. Auf diesem Eiland war ein Obelisk gefunden worden, der in griechischer Schrift und in Hieroglyphen die Namen von Kleopatra und Ptolemäus trug und so bei der Entzifferung half. Analog dazu soll die Mission dazu beitragen, unsere kosmische Geschichte zu entschlüsseln.
AGILKIA: Der für den Lander ausgesuchte Platz auf dem Kometen ist ebenfalls nach einer Insel im Nil benannt: Agilkia. Sie wurde 1980 der neue Standort für den Tempel von Philae. Der ursprüngliche Standort - die Insel Philae - war nach dem Bau eines Staudamms überflutet worden. Den Namen für den Landeplatz auf dem Kometen wählte eine Jury in einem Wettbewerb aus 8300 Vorschlägen aus. Vorher hieß der Platz auf dem Himmelskörper schlicht und kurz »J«.
Update, Donnerstag 10.30 Uhr: Einen Tag nach der spektakulären Landung mit einem Mini-Labor auf einem Kometen haben Kontrolleure am Donnerstagmorgen wieder Kontakt zu dem Landegerät »Philae« bekommen. Außerdem scheint die Position des Roboter-Gerätes trotz der Probleme bei der Landung recht stabil zu sein. Das teilte die Europäische Weltraumorganisation Esa in Darmstadt mit.
Update 20.00 Uhr: Mehr als 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist mit dem Forschungsroboter »Philae« am Mittwoch erstmals ein von Menschen geschaffenes Gerät auf einem Kometen gelandet. Das Bestätigungssignal erreichte um 17.03 Uhr MEZ die Erde, wie die Europäische Weltraumagentur ESA in Darmstadt mitteilte. Allerdings stand am Abend nicht fest, ob die Landesonde wie erhofft sicher auf der Kometenoberfläche verankert war.
Die Landung des Forschungsoboters »Philae« auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko galt als Höhepunkt der europäischen Kometenjäger-Mission »Rosetta«. Nach zehnjähriger Reise durch das Sonnensystem hatte die »Rosetta«-Sonde mit »Philae« an Bord am 6. August ihren Zielkometen erreicht. Seither umkreistesie auf einer Umlaufbahn den Himmelskörper, auf dem »Philae« nun am Mittwoch aufsetzte.
Auf dem »Agilkia« getauften Kometen-Landeplatz sollte sich der Forschungsroboter unmittelbar nach der Landung mit Harpunen festzurren. Allerdings war am Abend zunächst unklar, ob »Philae« fest auf der Overfläche stand. Die entsprechenden Daten würden überprüft, sagte der technische Projektleiter des Landerteams, Koen Geurts, im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln.
»Philae« hatte sich am Mittwochvormittag wie geplant von seiner Muttersonde »Rosetta« abgekoppelt und seinen rund siebenstündigen Weg hinab zur Oberfläche des Kometen angetreten. Auf seinem Flug zu dem Kometen folgte der Lander einer vorab im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) programmierten Computer-Sequenz.
Während des Landevorgangs fieberten Wissenschaftler in den Kontrollzentren in Darmstadt (ESA), Köln (DLR) und Toulouse (französische Raumfahrtagentur CNES) dem Eintreffen der »Rosetta«-Daten entgegen. Wegen der großen Entfernung des Kometen dauerte die Datenübertragung zur Erde mehr als 28 Minuten.
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain erinnerte daran, dass »Rosetta« als erste Sonde überhaupt einen Kometen angeflogen und umrundet habe. Nun habe sie in einer weiteren Premiere ein Landegerät auf der Oberfläche eines Kometen abgesetzt. Von der Mission erhoffen sich Wissenschaftler unter anderem neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Sonnensystems.
Der ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt, Thomas Reiter, wertete den Erfolg der »Rosetta«-Mission als Beleg für »herausragende Teamarbeit« und das »einzigartige Know-how beim Betrieb von Raumfahrzeugen«, das sich die ESA in den vergangenen 50 Jahren erworben habe.
Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) würdigte die »Rosetta«-Mission als »Dreifach-Gewinn für die Forschung«. »Sie liefert neue Daten und Erkenntnisse über das Sonnensystem, sie demonstriert eindrucksvoll die europäische Zusammenarbeit in der Wissenschaft, und sie lässt unzählige Menschen mit Hilfe der modernen Medien an ihrer Faszination hautnah teilhaben.«
Die Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsche Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries, nannte die Landung von »Philae« einen »Beweis höchster Leistungsfähigkeit der europäischen Raumfahrtforschung und -technologie«. Die Erkundung des Kometen, seiner Zusammensetzung und seiner Geschichte könne nun beginnen. Deutschland hat sich über das DLR maßgeblich an der Umsetzung der »Rosetta«-Mission beteiligt.
Die Gesamtkosten der »Rosetta«-Mission betragen rund 1,3 Milliarden Euro. Knapp 300 Millionen Euro davon stammen laut Zyries aus Deutschland.
Update 17.05 Uhr: Es hat geklappt! Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist die Landung eines Mini-Labors auf einem Kometen gelungen. Mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt setzte das kühlschrankgroße Landegerät »Philae« am Mittwochnachmittag auf dem Himmelskörper »67P/Tschurjumow-Gerassimenko« auf. »Philea spricht zu uns und sitzt auf der Oberfläche des Kometen«, so ein überglücklicher ESA-Mitarbeiter.
Update 16:58 Uhr: Jede Minute müsste das erste Signal von »Philae« vom Kometen auf der Erde ankommen. Wenn alles geklappt hat, befindet sich der Kometenlander seit einer halben Stunde auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko. Das Gemurmel der ESA-Mitarbeiter lässt jedenfalls Gutes erhoffen. Es wird öfter nach Sektgläsern gefragt.
Update 15.46 Uhr: In der Nacht hatte es beim Klarmachen zum Landemanöver heikle Momente gegeben. Es war nicht sicher, ob auf »Philae« ein System funktioniert, das den Lander aufgrund der sehr geringen Schwerkraft auf »Tschuri« drücken soll. Es gibt aber zwei Harpunen, die beim Aufsetzen abgefeuert werden, damit sich das Labor festkrallen kann.
»Rosetta« legte in den vergangenen zehn Jahren rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück. Die Sonde war mit »Philae« an Bord am 2. März 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Die Mission soll bis Ende 2015 dauern. »Philae« wird seine Arbeit aber früher einstellen.
Update 13.30 Uhr: Der Kometen-Lander »Philae« arbeitet während seines Abstiegs zum Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko wie geplant. »Alle Instrumente laufen wie erwartet«, sagte der technische Projektleiter des »Philae«-Landegeräts, Koen Geurts, am Mittwochmittag vor Journalisten im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. »Es ist einfach erstaunlich, es ist wunderbar.«
»Philae« hatte sich am Mittwochmorgen wie geplant von seiner Muttersonde »Rosseta« abgekoppelt und sinkt derzeit auf den Tschuri genannten Kometen hinab. Gegen 17.00 Uhr MEZ soll das Minilabor dann auf dem Kometen ankommen. Wenn das Manöver gelingt, wäre es die erste weiche Landung eines von Menschen geschaffenen Geräts auf einem Kometen in der Geschichte der Raumfahrt.
Europäische Raumfahrt-Agentur: Meilenstein wie Mondlandung 1969
Mit Harpunen zur ersten Landung auf einem Kometen: Nach zehn Jahren im All soll sich das Mini-Labor »Philae« am Mittwoch um 9.35 Uhr von der Raumsonde »Rosseta« lösen und Stunden später auf dem Kometen »67P/Tschurjumow-Gerassimenko« aufsetzen. Das Manöver wird von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) als Meilenstein betrachtet. Manche Experten vergleichen es mit der Mondlandung 1969.
»Philae« ist so programmiert, dass bereits beim Abstieg auf den Kometen erste Fotos gemacht werden sollen. Wenn alles nach Plan läuft, feuert »Philae« direkt nach dem Aufsetzen auf dem Landeplatz »Agilkia« zwei Harpunen in den Kometenboden, um sich festzukrallen.
Gesteuert wird »Rosetta« vom Satelliten-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt. Die Sonde ist rund 510 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Sie war 2004 samt »Philae« mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet.
Anlässlich der Landung treffen sich im Kontrollzentrum in Darmstadt viele Verantwortliche der europäischen Raumfahrt. Mit der Mission wollen Wissenschaftler Daten über die Entstehung des Sonnensystems gewinnen; Kometen sollen noch Materie aus dieser Zeit enthalten. Die Forscher erhoffen sich auch Hinweise auf die Entstehung des Lebens, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen wie Aminosäuren.
Nie zuvor gab es eine Landung auf einem Kometen. Allerdings erinnert die »Rosetta«-Mission an ein Projekt Japans: 2005 sammelte die »Hayabusa«-Sonde Asteroiden-Bodenproben und brachte sie zur Erde. dpa/nd
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