Ein Jury-Urteil und seine Folgen

Bilder, Videos und Hintergründe zu den Protesten in Ferguson

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 1 Min.
ferguson

Sie zählen zu den schlimmsten "Rassenunruhen" der letzten Jahre. Oder sind es Polizeiunruhen? Sicher ist: Nachdem eine Jury in der US-Kleinstadt Ferguson entschied, keine Anklage gegen den Todesschützen des Afroamerikaners Michael Brown zuzulassen, überzieht eine Welle des Protests die USA. In New York, Chicago, Seattle und vielen anderen Städten gingen Menschen in der Nacht auf die Straße. Und in der Kleinstadt Ferguson brennen erneut die Geschäfte.

Was war geschehen?

Der Polizist Darren Wilson hatte am 9. August den 18-jährigen Michael Brown erschossen. Mindestens sechs Einschüsse in Arm und Kopf sollte eine Autopsie später feststellen. Für viele Bewohner der  20.000-Einwohner-Stadt Ferguson stand schnell fest: Der Vorfall ist ein weiteres Beispiel in der langen Reihe rassistisch motivierter Polizeigewalt der Vereinigten Staaten. Denn Wilson ist weiß, Brown schwarz. Die Folge: wochelange Demonstrationen, die angefacht durch eine massive Polizeipräsenz immer wieder in Gewalt umschlugen.

Was ist der Auslöser für die aktuellen Proteste?

Die Proteste richteten sich gegen die Entscheidung einer Geschworenenjury: Wilson muss sich für seine Todesschüsse nicht vor Gericht verantworten. Man sehe keine hinreichenden Beweise für eine Straftat, gab die Staatsanwaltschaft am Montag in Clayton bekannt. Die drei schwarzen und neun weißen Geschworenen beschäftigten sich rund drei Monate lang mit dem Fall. Sie hätten jedes einzelne Beweisstück und jede Zeugenaussage genauestens überprüft, sagte Staatsanwalt Robert McCulloch. In der Nacht auf Dienstag brachte Browns Familie ihre Enttäuschung über das Urteil zum Ausdruck.

Was geschah dann?

Umgehend nach dem Urteil zogen in Ferguson Menschen auf die Straße und protestierten gegen die Enscheidung der Jury.

Die Anfangs überwiegend friedlichen Proteste schlugen schnell in Gewalt um. Geschäfte wurden geplündert, Gebäude in Brand gesetzt.

Vor der Polizeiwache von Ferguson kritisierte Browns Mutter nicht nur die Behörden, sondern rief auch zur Gewaltlosigkeit auf.

Der Polizei in Ferguson zufolge setzten Demonstranten auch Schusswaffen ein. Mindestens ein Polizist sei durch einen Streifschuss verletzt worden.

Wie verhält sich die Polizei?

Schon in den vergangenen Monaten war die Polizei für ihren massives und gewaltsames Vorgehen in Ferguson kritisiert worden. Selbst US-Präsident Obama rief sie zur Zurückhaltung auf. Im Vorfeld des Jury-Urteils hatte der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, nun erneut den Notstand ausgerufen und die Nationalgarde mobilisiert. Aus Ferguson setzte diese in der Nacht abermals massiv Tränengas ein.

Sogar eine Flugverbotszone wurde über Ferguson verhängt. Der Grund: Man wolle "ein sicheres Umfeld für die Gesetzeshüter schaffen."

Sind die Proteste auf Ferguson begrenzt?

Nein. In dutzenden Städten gingen in der Nacht Menschen auf die Straße. Von New York bis Los Angeles protestierten Tausende gegen die Entscheidung der Jury.

New York

San Francisco

Philadelphia

Oakland

Wie reagiert die Politik?

In einer ersten Fernsehansprache zeigte US-Präsident Barack Obama wenig Verständnis für die Demonstranten: "Andere zu verletzen und Eigentum zu zerstören ist nicht die Antwort, gleich was die Jury entscheidet", sagte er in der Nacht auf Dienstag und warf den Demonstranten vor, Bilder fürs Fernsehen zu inszenieren.

Wo kann ich mehr erfahren?

Sowohl die New York Times als auch die Washington Post haben die Ereignisse der letzten Monate in und um Ferguson in einem großen und sehr lesenswerten Multimedia-Special zusammengefasst.

.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -