Wieder Schwarzer von weißem Polizisten erschossen

USA: Beamter tötet unbewaffneten 34-jährigen Afroamerikaner / Tausende bei Protesten gegen Polizeigewalt: »Rassismus tötet« / UN-Experten kritisieren Polizeigewalt

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. In den USA ist erneut ein unbewaffneter Schwarzer von einem weißen Polizisten erschossen worden. Wie die Behörden mitteilten, ereignete sich der Vorfall in Phoenix im Bundesstaat Arizona. Dort erschoss ein weißer Beamter einen 34-jährigen Afroamerikaner, weil er dachte, dieser habe eine Waffe in seiner Tasche. Demnach war der Beamte wegen vermuteter Drogendelikte vor einem Geschäft im Einsatz, als es zu einer Auseinandersetzung kam und der Polizist zwei Schüsse abgab. In der Tasche des Schwarzen fand sich eine Packung mit Medikamenten.

Derweil haben in den USA abermals tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. In Erinnerung auch an mehrere andere Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze liefen sie am Donnerstagabend mit erhobenen Händen durch New York und riefen »keine Gerechtigkeit, kein Frieden« und »Rassismus tötet«. Aus Arizona wurde zudem ein neuer Fall bekannt: Dort erschoss ein weißer Polizist einen Schwarzen, weil er ihn für bewaffnet hielt.

Die Demonstranten besetzten ganze Straßen und die Brooklyn Bridge, über der Stadt kreisten Hubschrauber, es blieb aber weitgehend friedlich. Schon am Mittwochabend hatte es Proteste gegeben, nachdem sich eine Grand Jury im Fall Eric Garner gegen eine Anklage gegen den beteiligten weißen Polizisten entschieden hatte. Der schwarze unter Asthma leidende Familienvater war Mitte Juli an den Folgen eines Würgegriffs bei einem Polizeieinsatz in New York gestorben.

In Erinnerung an den 43-jährigen Garner legten sich zahlreiche Demonstranten am Union Square im Stadtteil Manhattan auf den Boden und riefen »Ich kann nicht atmen« - das waren Garners letzte Worte, wie später auf einem Amateurvideo zu sehen war. Bei ihrem Marsch über die Brooklyn Bridge trug eine Gruppe zehn schwarze Särge, auf denen die Namen von Menschen standen, die durch die US-Polizei starben.

Auch am Foley Square in Manhattan nahe der Polizeizentrale der Stadt demonstrierten tausende Menschen gegen exzessive Polizeigewalt. In Washington gab es ähnliche Proteste von mehreren Dutzend Menschen. Der Zorn der Demonstranten richtet sich gegen mehrere Vorfälle: Garner war Mitte Juli in New York gestorben, Anfang August wurde in Ferguson im Staat Missouri der schwarze Teenager Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen - auch hier entschied sich eine Grand Jury gegen eine Anklage.

Im November dann starb in Cleveland in Ohio ein zwölfjähriger schwarzer Junge durch Polizeischüsse, weil die Beamten seine Spielzeugpistole für echt hielten. Das Justizministerium übte am Donnerstag Kritik an der Polizei in der Großstadt. Eine Untersuchung habe ein Muster von »übermäßigem Gewalteinsatz« durch die Polizeikräfte zu Tage gefördert, sagte Justizminister Eric Holder. Die bereits vor 18 Monaten eingeleitete Untersuchung stand aber nicht im Zusammenhang mit dem Schicksal des zwölfjährigen Tamir Rice.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die US-Behörden am Donnerstag auf, Polizisten bei Verfehlungen angemessen zur Verantwortung zu ziehen. US-Präsident Barack Obama hatte kürzlich erklärt, die Vorfälle seien ein »amerikanisches Problem« - kein Problem der afroamerikanischen Bevölkerung.

UN-Experten kritisieren Polizeigewalt

Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen haben die Entscheidungen der US-Justiz kritisiert, zwei weiße Polizisten nicht wegen der Tötung schwarzer Bürger vor Gericht zu stellen. Es sei besorgniserregend, dass Geschworene in beiden Fällen trotz offenkundiger Indizien gegen die Erhebung von Anklagen gestimmt hätten, erklärte die UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte von Minderheiten, Rita Izsák, in Genf. Ähnlich äußerte sich der UN-Sonderberichterstatter über Rassismus, Mutuma Ruteere.

AFP/nd

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