Ein Extra-Terminal für Staatsgäste und günstige Nachnutzer
BER-Chef Mehdorn plant eine zusätzliche Abfertigungshalle - als vorläufigen Regierungsterminal, der später von Billigflinien genutzt werden soll
Berlin. Für den neuen Hauptstadtflughafen erwägt Geschäftsführer Hartmut Mehdorn den Bau eines zusätzlichen Abfertigungsgebäudes. Dort soll nach dpa-Informationen zunächst übergangsweise das Regierungsterminal für Staatsgäste der Bundesregierung untergebracht werden. Später könnten Billigfluggesellschaften das Gebäude nutzen, hieß es.
Über die Pläne hatten zuvor die Zeitungen »Bild«, »B.Z.« und »Tagesspiegel« mit Unterschieden im Detail berichtet. So ist laut »Bild« und »B.Z.« für die Baukosten ein zweistelliger Millionenbetrag veranschlagt. Der »Tagesspiegel« nannte eine Summe von mehr als 300 Millionen Euro - allerdings einschließlich der Hangars für die Maschinen der Flugbereitschaft der Bundeswehr und zusätzlicher Vorfeldflächen.
Die Flughafengesellschaft wollte zu den Plänen am Montag keine Stellung nehmen. Auf die Frage, ob eine Lösung für das Regierungsterminal gefunden sei, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel lediglich: »Wir sind auf gutem Weg.«
Das zusätzliche Terminal würde zudem die Kapazität des auf 27 Millionen Passagiere ausgelegten Flughafens BER in Schönefeld erhöhen. Diese Zahl wird voraussichtlich bei der Eröffnung bereits überschritten sein.
Der Flughafen-Aufsichtsrat wird sich am kommenden Freitag mit dieser Frage ebenso beschäftigen wie mit dem Zeitplan bis zur Eröffnung des Flughafens. Er sollte ursprünglich im Oktober 2011 in Betrieb gehen. Seit der letzten Terminabsage im Januar 2013 wegen Bau- und Planungsmängeln wurde noch immer kein neues Datum genannt.
Das von Mehdorn vorgeschlagene Zusatzterminal soll neben dem Nordpier entstehen. Es erhielte den Zeitungsberichten zufolge eine eigenständige Brandschutzanlage. Beim Hauptterminal funktioniert diese bislang nicht.
Mehdorn hatte zuletzt von den drei Eigentümern der Flughafengesellschaft - Bund, Berlin und Brandenburg - mehr Rückhalt für seine Arbeit gefordert. »Ein Aufsichtsrat muss Vertrauen in seine Geschäftsführung haben. Entweder er traut seiner Geschäftsleitung, oder er sucht sich eine neue. Dazwischen gibt es nichts«, sagte er dem »Tagesspiegel am Sonntag«. In einem Brief an den scheidenden Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) hatte sich Mehdorn vor einer Woche gegen externe Kontrolleure für den Hauptstadtflughafen gewehrt.
Das Bundesverkehrsministerium vermied es am Montag, klar für Mehdorn Stellung zu beziehen. Auf die Frage, ob der Flughafenchef weiterhin Rückhalt besitze, verwies ein Sprecher auf die Sitzung des Aufsichtsrats am Freitag. Er wolle dies nicht »singulär« aus Sicht des Minderheits-Eigentümers, des Bundes, beantworten. Die Flughafengesellschaft gehört zu jeweils 37 Prozent den Ländern Brandenburg und Berlin sowie zu 26 Prozent dem Bund. dpa/nd
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