Soziale Kluft am Gabentisch

Kurt Stenger über erfüllbare und unerfüllbare Wünsche

Der Weihnachtsmann wird gerne als herzensguter, alter Mann dargestellt, der beim Geschenkeverteilen schon mal ein Auge zudrückt und auch den nicht ganz so braven Kindern ihre Wünsche erfüllt. Doch wenn es um soziale Gerechtigkeit auf dem Gabentisch geht, ist der Langbart so kalt wie die arktische Gegend, aus der er angeblich stammt. Das neueste iPhone, die neueste Konsole samt gerade angesagter Spiele, der neueste Sportschuh der gerade angesagten Marke - viele Kinder werden dies alles unterm Weihnachtsbaum vorfinden, andere vielleicht eines davon und viele andere wiederum müssen bestenfalls mit der Vorgängervariante eines Billigherstellers vorliebnehmen. Spätestens wenn man sich damit in der Schule sehen lässt, wird einem deutlich gemacht, zu den Außenseitern zu gehören. Kinder und Jugendliche wissen sehr gut Bescheid darüber, was wieviel kostet. Und für Eltern ist es natürlich ebenfalls frustrierend, angesichts gängiger Wünsche das Handtuch werfen zu müssen. Auch dem Familienzusammenhalt ist dies nicht förderlich.

Wer materielle Werte zu Statussymbolen erklärt, wird gerade zu Weihnachten Sieger und Verlierer erzeugen. Das Fest des (sozialen) Friedens ist es dann gewiss nicht, zumal bekanntlich etwa jedes sechste Kind in Deutschland von Hartz-IV-Leistungen abhängig ist. Auch wenn die Quote in den letzten Jahren leicht gesunken ist - an der sozialen Kluft am Gabentisch ändert dies nur wenig.

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