Im Wald, da sind die Räuber

Offenbachs »Banditen«

  • Joachim Lange
  • Lesedauer: 3 Min.

Eigentlich ist es seltsam, dass ausgerechnet Jaques Offenbachs »Banditen« (1869) so wenig gespielt werden. Die Musik ist schmissig, bietet gängige Ohrwürmer, perlt mitunter wie Rossini und läuft allemal auf furiose Finales zu. Das ist auch in Nordhausen so, wo Michael Ellis Ingram aus dem tief abgesenkten Graben mit seinem Orchester ein rechtes Feuerwerk aufsteigen lässt. Und wo Alexander Günther als Oberbandit Falsacappa ein souveräner vokaler Anführer all der Banditen, Italiener und Spanier ist, die im Laufe des Abends immer wieder flott ihre Rollen und Kostüme wechseln.

Und die Story? Genau an der Grenze der beiden benachbarten Staaten Italien und Spanien (steht wirklich so im Libretto), im Motel Los Bandidos, soll dem Prinzen von Mantua die Prinzessin von Granada als Braut übergeben werden. Bei der Gelegenheit sollen gleich noch die fünf Millionen Schulden, die die Spanier bei den Italienern haben, um zwei reduziert, die verbleibenden drei aber an Ort und Stelle, und in bar, beglichen werden. Fehlt noch die Räuberbande, die sich die drei Millionen unter den Nagel reißen will - was freilich die korrupten Italiener schon selbst gemacht haben. Am Ende lässt sich das aber regeln, denn der echte spanische Minister ist genauso korrupt wie sein italienischer Kollege. Hier sind die Banditen die einzigen, die einigermaßen ehrlich sind.

In der verwendeten deutschen Textfassung haben die Räuber sogar einen Betriebsrat und eine Frauenbeauftragte. Sie sind also bis an die Grenze der Banditenidentität politisch korrekt. So läuft denn auch alles auf ein Dreigroschen-Finale der Dreimillionensaga ganz nach dem taufrischen Brecht-Motto »Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?«

Wie das geht? Man wird vom Prinzen begnadigt und steigt ins Finanzmarktgeschäft ein. Darf also fortan auf staatliche Hilfestellung rechnen, wenn es eng wird. Hinzu kommt noch ein gepfeffertes Solo des Finanzministers am Hof von Mantua. Als der sich nämlich das Geld für den Staatsdeal aus den Rippen schneiden soll, platz ihm der Kragen und er legt eine kabarettreife Suada aller überforderten Finanzminister hin, die sich gewaschen hat. Das klingt nach Überdehnung des Genres am konkreten Beispiel, klingt aber nur so.

Regisseur Toni Burkhardt überfordert weder das Genre noch sein Publikum. Der Grundton ist sehr familientauglich, zwischen Märchenmusical und Monty Python, mit aufgewärmten Reklamesprüchen von Milka bis Maoam. Die Schweizer Garde mit einem riesigen Schweizer Taschenmesser als Großkaliber in der Hand - das ist zumindest anfangs ganz witzig. So auch der Prinz (Marian Kalaus), der als Obertunte durch seinen Quasi-Harem stolpert. Aber gut. Die Mischung macht’s und die ist bunt, hat Tempo und alles in allem auch jede Menge Witz.

Nächste Vorstellung: 31.12.

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