Frachter mit Hunderten Flüchtlingen steuert Italien an

Offenbar sandten Migranten das Notsignal aus / Schiff seit Tagen im Ionischen Meer unterwegs / Italienische Marine leitet Schiff nach Gallipoli

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die italienische Marine hat am Dienstag einen mit Hunderten Migranten an Bord in der Adria fahrenden Frachter zu einem Hafen im Süden des Landes geleitet. Zuvor hatte ein Notsignal des Schiffes »Blue Sky M«, das schätzungsweise mehr als 600 Menschen an Bord hat, einen umfangreichen Einsatz der griechischen Kriegsmarine ausgelöst. Das Schiff nahm am Abend Kurs auf italienische Gewässer, wo Sicherheitskräfte an Bord gingen. Auf dem Frachter sollen vor allem Syrer sein, darunter auch eine Schwangere, die kurz vor der Geburt stehe, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Die italienische Marine leitete den Frachter zum Hafen der Küstenstadt Gallipoli. Es sei verhindert worden, dass das Schiff auf die Küste prallt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Trotz eines Motorschadens hätten Männer der Küstenwache drei Meilen vor dem süditalienischen Ort Santa Maria di Leuca den Kurs des Frachters ändern können. Per Hubschrauber waren mehrere Männer zu einer Kontrolle auf das Schiff gegangen.

Das Verteidigungsministerium in Athen und die griechische Küstenwache hatten zunächst am Nachmittag bekanntgegeben, dass das unter der Flagge Moldaus fahrende Schiff in Seenot sei. Eine umfangreiche Suchaktion wurde gestartet. Der Kapitän hatte jedoch angegeben, alles sei in Ordnung und das Schiff sei nicht in Seenot.

Inzwischen gehen die Behörden davon aus, dass einer der Flüchtlinge an Bord die griechische und die italienische Küstenwache alarmierte. Das Schiff befand sich zu dieser Zeit in der Nähe des kleinen griechischen Eilands Othonoi im Nordwesten der Touristeninsel Korfu. Es blieb wenige Stunden in dieser Region im Windschatten der Insel Othonoi, bis sich dort die starken Winde legten. Dann setzte der Kapitän die Fahrt in Richtung Italien fort. »Der Frachter ist weg. Er bewegt sich in westlicher Richtung. Wir sehen ihn nicht mehr«, hatte ein Beamter der griechischen Küstenwache aus Othonoi der Deutschen Presse-Agentur erklärt.

Das Schiff soll griechischen Medienberichten zufolge seit Tagen in der Region des Ionischen Meeres im Westen Griechenland unterwegs gewesen sein. Es wird vermutet, dass Migranten aus Westgriechenland abgeholt wurden, um sie nach Italien zu bringen.

Internationale Netzwerke versuchen immer wieder, Migranten durch das Mittelmeer nach Europa zu schaffen. Tausende Migranten sind in den vergangenen Monaten beim Versuch, nach Westeuropa zu gelangen, ums Leben gekommen. Ende November waren rund 600 Migranten aus dem Nahen Osten nach einer Havarie eines Frachters auf Kreta sicher gelandet. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -