Terrormiliz tötet in Nigeria offenbar bis zu 2000 Menschen
Erneuter Angriff auf Baga / Regierungsbeamter: Straßen seien mit Leichen übersät / Kamerun ruft nach internationaler Hilfe im Kampf gegen Boko Haram
Update 21.00 Uhr: Die islamistische Terrororganisation Boko Haram hat im Norden Nigerias nach Angaben eines örtlichen Regierungsvertreters einen große Offensive durchgeführt. Dabei seien in dem westafrikanischen Land elf Ortschaften angegriffen worden, sagte der Sicherheitsbeamte des Bundesstaates Borno am Donnerstag. »Viele Menschen in den Dörfern fliehen jetzt in den Busch«, fügte er hinzu. Einen Bericht des britischen Senders BBC wonach es womöglich bis zu 2000 Todesopfer geben solle, wies er entschieden zurück. In anderen Berichten ist von mehreren hundert Toten die Rede. Der Beamte, der wegen der kritischen Lage nicht namentlich genannt werden wollte, machte jedoch keine Angaben, wie viele Opfer befürchtet würden. Die Katastrophenschutzbehörde bereite einen Hilfseinsatz vor.
BBC berichtet von bis zu 2.000 Toten
Bei einem Angriff von Terroristen auf die nordnigerianische Grenzstadt Baga sind nach Regierungsangaben möglicherweise etwa 2.000 Menschen getötet worden. Das sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter am Donnerstag dem britischen Sender BBC. Demnach stürmten Mitglieder der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram Baga am Mittwoch und steckten alle Häuser in Brand. Die Stadt sei dem Erdboden gleichgemacht worden, die Straßen seien mit Leichen übersät. Es ist der zweite Angriff von Boko Haram auf die Stadt binnen weniger Tage.
Bereits am Samstag waren in Baga stationierte Einheiten der Armeen von Nigeria, dem Tschad und dem Niger vor den Terroristen geflohen und hatten die Bevölkerung schutzlos zurückgelassen. Tausende Bewohner waren daraufhin geflohen. Nach Angaben der BBC kontrolliert Boko Haram jetzt Baga und 16 benachbarte Dörfer und Städte. Der Bundesstaat Borno, in dem Baga liegt, steht in weiten Teilen unter der Herrschaft der Terrorgruppe.
Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der Name bedeutet »Westliche Bildung ist Sünde«. In den vergangenen Jahren sind bei Anschlägen der Gruppe vor allem im Nordosten Nigerias Tausende Menschen ums Leben gekommen. Ziel von Boko Haram ist nach eigenen Angaben die Errichtung eines Kalifatsstaates im Norden Nigerias. Die Bewegung ist auch in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt.
Kamerun ruft nach internationaler Hilfe im Kampf gegen Boko Haram
Kamerun fordert für den Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram die Hilfe der internationalen Gemeinschaft. »Eine weltweite Bedrohung bedarf einer weltweiten Antwort«, sagte Präsident Paul Biya am Donnerstag. Islamistische Fundamentalisten vom ostafrikanischen Somalia bis nach Westafrika verfolgten die gleichen Ziele, sagte er. Sein Appell kam einen Tag nachdem der Anführer der aus Nigeria stammenden Boko Haram in einer Video-Botschaft mit mehr Angriffen auf Kamerun gedroht hatte.
Boko Haram will in der Region einen Gottesstaat errichten. Im Norden des ölreichen westafrikanischen Landes Nigeria sind bei Terroranschlägen bereits Tausende ums Leben gekommen. Inzwischen geraten aber auch der angrenzende Tschad und der Norden Kameruns stärker in den Fokus von Boko Haram. Kamerun hat deshalb bereits Tausende zusätzliche Soldaten an die Grenze verlegt. Agenturen/nd
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