Wegweiser für den Wahlkampf

Olaf Standke über Barack Obamas Rede an die Nation

  • Lesedauer: 2 Min.

So kann man es natürlich auch machen: ein Federstrich, ein kerniger Satz, und die traumatische Krise war gestern. Barack Obama lief in seiner vorletzten Rede an die Nation zu großer rhetorischer Form auf und reihte Erfolgsbilanz an Erfolgsbilanz, so dass man sich fragen musste: Wie konnte seine demokratische Partei die jüngsten Parlamentswahlen nur dermaßen an die Wand fahren und beide Kammern des Kongresses an die Republikaner verlieren? Es lag, das zeigten alle Umfragen, vor allem an einem immer unbeliebteren Präsidenten. Selbst in den eigenen Reihen hielten die Kandidaten für Senat und Repräsentantenhaus Abstand, um nicht kontaminiert zu werden.

Das soll sich in zwei Jahren nicht wiederholen. Deshalb entwarf Obama ein »Wirtschafts- und Sozialprogramm«, das eindeutig auf Kerngruppen der demokratischen Wählerschaft zielt. Denn der vom Präsidenten für sich und seine Politik reklamierte Aufschwung in den USA hat eine bittere Kehrseite: Er erreicht viele im Land gar nicht. Schon Obamas energische Kampfansage an die Konservativen scheint jetzt dafür gesorgt zu haben, dass seine Popularitätswerte fast wieder alte Höhen erreichten; rund 50 Prozent zeigten sich in aktuellen Umfragen mit seiner Arbeit zufrieden. Das Problem: Er braucht solche Mehrheiten im Kongress, um seine Ankündigungen Gesetz werden zu lassen. So sind sie weitgehend wohlfeile Versprechen ohne wirkliche Chance auf Erfüllung. Oder anders gesagt: Der neue Wahlkampf ist eröffnet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.