Metall- und Elektroindustrie: 3,4 Prozent mehr Lohn
Nach über 15 Stunden: Einigung in der Tarifrunde zwischen IG Metall und Unternehmerverband Südwestmetall / Einmalzahlung von 150 Euro und Laufzeit bis März 2016
Berlin. Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben die Verhandlungspartner am frühen Dienstagmorgen eine Einigung erzielt. Wie die Gewerkschaft IG Metall und der Unternehmerverband Südwestmetall mitteilten, bekommen die Beschäftigten in Baden-Württemberg ab April 3,4 Prozent mehr Lohn sowie eine Einmalzahlung in Höhe von 150 Euro. Die Konfliktparteien einigten sich auch in den Punkten Weiterbildung und Altersteilzeit. Teile der Einigung sollen nun Pilotcharakter haben.
Wie die IG Metall und Südwestmetall mitteilten, einigten sich beide Seiten nach über 15 Stunden langen Verhandlungen in Böblingen bei Stuttgart auf einen Tarifvertrag mit einer Laufzeit bis zum 31. März 2016. Die Lohnerhöhungen gelten für die rund 800.000 Beschäftigten der Landesbranche. Ursprünglich hatte die IG Metall 5,5 Prozent mehr Geld gefordert.
Den Angaben zufolge gilt ab April zudem ein neuer Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente, der vier Prozent der Beschäftigten weiterhin den vorzeitigen Ruhestand ermöglicht. Die neue Altersteilzeit wird demnach an die neue Rentengesetzgebung angepasst. Beschäftigte, die sich weiterbilden wollen, haben den Angaben zufolge künftig einen Anspruch auf Freistellung für Bildung sowie auf finanzielle Förderung der Maßnahme analog zur Altersteilzeit.
IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger betonte, der Abschluss sorge dafür, dass die Metaller real mehr Geld in der Tasche hätten. Unternehmerverband-Chef Stefan Wolf sagte: »Für viele Betriebe geht der Abschluss schmerzhaft an die Belastungsgrenze.«
Südwestmetall erklärte, die Regelungen des Pilotabschlusses zum Entgelt und zur Altersteilzeit würden »auch den anderen Tarifgebieten in Deutschland zur Übernahme empfohlen«. Hingegen gelten die Böblinger Ergebnisse zur Weiterbildung nur für die Tarifgebiete in Baden-Württemberg. Traditionell kristallisiert sich im Laufe der bundesweiten Tarifrunde in der Metall- und Elektrobranche eine Region heraus, in der ein Pilotabschluss ausgehandelt wird, der anschließend überall übernommen wird.
Die Punkte Lohn, Alters- und Bildungsteilzeit waren die Kernforderungen der Beschäftigten. Verhandlungsführer Roman Zitzelsberger bezeichnete die Einigung als einen »zufriedenstellenden Kompromiss«. IG-Metall-Chef Detlef Wetzel erklärte, das Tarifergebnis stabilisiere die Konjunktur und sei ein »wichtiger Schritt zur Gestaltung der Arbeitswelt«. Südwestmetall bezeichnete den Kompromiss beim Entgelt als »schmerzhaft« - bei den Themen Altersteilzeit und Weiterbildung hingegen als »fair« und »zeitgemäß«.
Die IG Metall hatte mit einer Warnstreikwelle Druck auf die Unternehmen ausgeübt. An den Arbeitsniederlegungen nahmen seit Ende Januar bundesweit rund 850.000 Metaller aus rund 3.800 Betrieben teil. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.