Keine Angst vorm zahnlosen Tiger

Clemens Mieth über den Rückgang der Selbstanzeigen von Steuerbetrügern

  • Lesedauer: 1 Min.

Laut den neuesten Daten der Finanzämter sind in den meisten Bundesländern zum Jahresbeginn die Selbstanzeigen von Steuerbetrügern gesunken. Als Grund werden die ab Januar höheren Geldbußen und ein längerer Offenlegungszeitraum angeführt. Die Angst vor höheren Strafen hatte zu einem Rekord von Selbstanzeigen Ende 2014 geführt.

Dass sich viele Wohlhabende noch schnell günstig freigekauft haben, sieht man vor allem in Bayern: Hier leben nach Hamburg die meisten reichen Privatleute. 2014 stiegen die Selbstanzeigen um 50 Prozent, was über 300 Millionen Euro Mehreinnahmen bedeutet.

Jetzt aber zu vermuten, die verschärften Sanktionen würden Steuerhinterzieher abschrecken, wäre fatal. Klüger ist es, den Fokus auf die unterbesetzten Steuerverwaltungen zu legen. Es fehlen Prüfer und Steuerfahnder, Posten bleiben unbesetzt. Die Ämter werden zunehmend zu zahnlosen Tigern, Steuerhinterziehung wird so noch gefördert.

Wenn man als wohlhabende Person von sogenannten Durchwinkwochen bei Finanzämtern, dem Personalmangel und der geringen Prüfungsquote weiß (laut Bundesrechnungshof nur 15 Prozent bei Einkommensmillionären), geht man wohl doch lieber das Risiko ein, entdeckt zu werden, statt die verschärften Strafen in Kauf zu nehmen.

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