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Literarischer Impressionismus

Teresa Präauers Roman aus der Kunstwelt ist selbst wie ein Gemälde

  • Michael Hametner
  • Lesedauer: 3 Min.

Teresa Präauer ist bildende Künstlerin und Schriftstellerin. Diese Doppelerfahrung spielt für ihren zweiten Roman »Johnny und Jean« eine große Rolle. Offensichtlich weiß die 1979 geborene Österreicherin, wie es auf dem Kunstmarkt zugeht, vor allem weiß sie, wie schwer es ist, die ersten Schritte auf diesem glatten Terrain zu machen.

Johnny ist ein gefährlich schüchterner Kunststudent, der vor allem Fische malt. Er malt sie nicht besonders aufregend, sondern so, wie er sie im Aquarium sieht. Damit erobert heutzutage niemand die Kunstszene. Aus diesem Grund bemüht er sich um die Freundschaft mit Jean, der ein nahezu hochstaplerisches Selbstbewusstsein besitzt. Die beste Voraussetzung, um in der Kunst aufzufallen. Und bei den Mädchen. Jean gelingt nahezu alles. Während Johnny sich mit hochrotem Kopf durch den Unterricht im Aktzeichnen quält, kennt er solche Nöte nicht. Jean beansprucht zuerst Johnnys sorgfältig grundierte Leinwände und dann auch noch seine erste Freundin Louise. Jean hat keine Skrupel, sich ein ziemlich simples Kunstkonzept auszudenken. Er will der Welt geben, was sie verlangt: »… sie will bunten Zucker, Luftballons, Glanz und Glitzer. Sie will Popstars und Pferde. Und sie will Sex.« Zu diesem Zeitpunkt malt Johnny immer noch Fische. Nicht unverdrossen, sondern verdrossen. Sein geschmeidiger Freund Jean hat natürlich zuerst eine Galerie und stellt zuerst in New York aus. Am Ende des Romans und von Johnnys Entwicklung als junger Mann zum Künstler hat er wenigstens Grund für eine kleine, bescheidene Bilanz: »Ich habe ein paar kleine Galerien hinter mir und ein paar Zeitschriften und ein paar besoffene Kunsthändler«. Aber, sagt er stolz, er hat nicht aufgegeben.

Jean ist auf den letzten Seiten des Romans verschwunden. Warum nicht - Johnny hat niemanden mehr nötig, der ihn mitzieht. Der Anfang als Künstler ist gemacht. Viel weiter wird’s nicht gehen. Als Leser kann man denken, dass Jean seine Schuldigkeit als Mutmacher erfüllt hat und deshalb aus dem Roman entlassen werden konnte. Vielleicht war er ohnehin nur Johnnys Erfindung.

Dem Leser werden auf den großzügig gedruckten 200 Seiten des Romans noch ein paar angesagte Künstler vorgestellt: Picasso, Beuys, vor allem Marcel Duchamp und Dali, aber auch Cranach. Vermutlich Lieblinge von Teresa Präauer und von ihren Figuren Johnny und Jean.

»Johnny und Jean« ist ein origineller Künstlerroman und zugleich ein Entwicklungsroman. Die Attraktivität des Erzählens ist ihre Leichtigkeit, die den Roman wie ein postimpressionistisches Bild erscheinen lässt. Unter der munteren Farbigkeit freilich schimmert es dunkel und lässt die Tragik ahnen, die es bedeutet, als junger Maler auf einen völlig überfüllten Kunstmarkt zu stoßen, auf eine Galeristin wie Claire, die nun wirklich nichts von einer Mutter Teresa hat, und auf einen Jean, der überall, wo Johnny hinmöchte, schon ist. Konkurrenz ist nämlich auch eine von den dunkleren Farben auf dem Bild.

Nach ihrem mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichneten Debüt »Für den Herrscher aus Übersee«, in dem ein Großvater seinen Enkel erst das Fliegen und dann das Abstürzen lehrt, ist ihr zweiter Roman wieder ein großes Erlebnis eines leichten, aber die Welt dafür nicht opfernden Erzählens. Mit der Welt ist diesmal die Kunstwelt gemeint. Sie ist das Spielfeld von Teresa Präauers Erzählen. Johnny und Jean sind ihre Spielfiguren.

Dass der kleine Roman dieser hochtalentierten Autorin keine Anleitung zum Großspiel Schach ist, sollte man ihm nicht vorwerfen. Er liebt mit einer Sprache, die nach Dingen greift, die wir sofort sehen können, die Oberfläche, wie auch die Kunst sie liebt. Es bleibt aber alles in allem ein kleiner Roman.

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