Nationalistischer Denkzettel

Katja Herzberg über Islands Rücknahme seines EU-Beitrittsantrages

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Krise der letzten Jahre hat vielen Menschen das Leben schwer gemacht. Großen Schaden hat überdies die europäische Idee genommen. Das zeigt sich nun auf besonders drastische Weise: Erstmals in der Geschichte der EU hat mit Island ein Staat sein Beitrittsersuchen zurückgenommen.

Die Bankenrettungs- und Kürzungspolitik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten offenbarte, dass der jetzigen Union mehr am Wohl der Konzerne und Märkte gelegen ist denn an dem der Menschen. Das hat in einer Reihe von Ländern zum Erstarken von Nationalismus und Rassismus geführt - Tendenzen, die sich klar gegen eine friedliche und solidarische Einigung in Europa aussprechen: Die Goldene Morgendämmerung in Griechenland hat den Staat unterwandert, die EU-Gegner der UK Independence Party bringen das Zwei-Parteiensystem ins Wanken, in Frankreich könnte mit Marine Le Pen bald eine rechtsradikale Politikerin Präsidentin werden.

Ihnen sind die regierenden Rechtspolitiker in Island einen Schritt voraus. Dass sie nun eines ihrer zentralen Wahlversprechen umgesetzt haben, ist aber mehr noch ein Zeichen an die Europäer: Es wird lange Zeit brauchen, das in den letzten Jahren zerstörte Vertrauen in den europäischen Gedanken wiederherzustellen - beim Großteil der Bevölkerungen, nicht bei ein paar Nationalisten.

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