Piloten bleiben wütend
Jörg Meyer über den Tarifkonflikt bei der Lufthansa
Nachdem sie bereits am Mittwoch die Kurz- und Mittelstrecke und am Donnerstag die Langstrecke bestreikt haben, setzen die PilotInnen der Lufthansa ihren Ausstand am heutigen Freitag fort. Erneut sollen Kurz- und Mittelstreckenflüge am Boden bleiben. Der Grund ist das erneute Scheitern der Tarifgespräche. Die PilotInnen fordern noch immer einen neuen »Tarifvertrag Übergangsversorgung«, der das konzerninterne Frühverrentungsmodell regelt. Sie drohen mit einer Ausweitung der Arbeitskämpfe.
Während die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) keine Änderungen hinnehmen will, sollen nach dem Willen des Konzerns neu eingestellte Kapitäne keine Übergangsversorgung mehr erhalten. Für den Mittwoch vereinbarte Gespräche über den Vergütungstarifvertrag sagte die Lufthansa nach der Streikankündigung ab. Diese »entbehrt einmal mehr jeglicher Verhältnismäßigkeit und trifft leider wiederum in erster Linie unsere Kunden«, sagte Personalvorstand Bettina Volkens. Man habe schließlich ein deutlich verbessertes Angebot vorgelegt. Aber ohne Übergangsversorgung für neue KollegInnen, entgegnet VC.
Die PilotInnen werden von ihrer zentralen Forderung nicht abrücken. Wenn sich Lufthansa der Diskussion darum weiter kategorisch verweigert, werden die Streiks weitergehen. Längst sind sie auch zum Kampf um die öffentliche Meinung geworden. Flugpassagiere sind sauer, wenn ihr Flieger nicht geht. Lufthansa sagt: »Wir haben ein Angebot gemacht, die Piloten sind nicht interessiert an konstruktiven Gesprächen«, versucht mithin die Wut auf die Piloten zu lenken, denn deren Handeln ist es schließlich, das zum Herumstehen am Flughafen führt. Ein VC-Sprecher wurde von dpa mit den Worten zitiert: »Wir haben nicht das Gefühl, dass wir mit Samthandschuhen weiterkommen.«
Stress gibt es nicht nur im Cockpit, sondern auch in der Kabine und am Boden. Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) befindet sich derzeit im Schlichtungsverfahren mit der Lufthansa. Auch hier geht es um die Übergangsversorgung. Und für die Lufthansa-Beschäftigten am Boden beginnt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am 23. März mit den Tarifverhandlungen. Auch hier will der Flugkonzern die betriebliche Altersversorgung schleifen, weil sie ihm zu teuer wird. Ver.di will davon jedoch nichts wissen - wie FlugbegleiterInnen und PilotInnen. Die Lufthansa fordert mit ihrer Verweigerungshaltung die betroffenen Berufsgruppen nachgerade zum nächsten Streik auf.
Sicher, der Stillstand am Flughafen kann richtig nerven. Vergessen darf man aber nicht, wer die Schuld daran trägt. Eine gesetzliche Regelung der Tarifeinheit, wie sie geplant ist, hieße Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder eben die Lufthansa für ihre Blockadehaltung auch noch zu belohnen.
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