Die zweite Ehefrau im Testament nicht erwähnt

Erbrecht

  • Lesedauer: 2 Min.
Wenn der Erblasser in seinem Testament einen Erben, dem ein Pflichtteilsrecht zusteht, nicht erwähnt, so kann der Übergangene das Testament anfechten und dadurch unwirksam machen.

Die Arbeitsgemeinschaft Erbrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) berichtet über eine Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm vom 28. Oktober 2014 (Az. 15 W 14/14), in dem die zweite Ehefrau des Erblassers ihren Pflichtteil erfolgreich einklagt.

Der Verstorbene verfasst mit seiner ersten Ehefrau ein sogenanntes Berliner Testament. Darin setzten sich die Eheleute gegenseitig zu Alleinerben ein. Nach dem Tod beider Ehegatten soll der gemeinsame Sohn Erbe werden. Das Testament soll ausdrücklich auch für den Fall der Scheidung der Ehe gelten. Die Ehe wird geschieden. Der Ehemann heiratet erneut.

Nach seinem Tod stritten die geschiedene und die neue Ehefrau darum, wer seine Erbin geworden ist. Die geschiedene Ehefrau berief sich auf das erste Testament. Die zweite Ehefrau ficht das Testament an, weil sie darin nicht bedacht wurde.

Die zweite Ehefrau hatte Erfolg. Sie ist pflichtteilsberechtigt nach ihrem verstorbenen Ehemann. Trotzdem hatte dieser sie in seinem Testament nicht bedacht. Das gibt ihr das Recht, das Testament anzufechten. Das gilt, obwohl sie den Verstorbenen erst nach Errichtung des Testaments geheiratet hat und damit erst danach durch die Ehe pflichtteilsberechtigt geworden ist.

Dass das Testament ausdrücklich auch für den Fall der Scheidung der ersten Ehe Bestand haben soll, ändert daran nichts. Denn das Testament sagt nichts zu einer möglichen Wiederverheiratung. Es ist damit wirksam durch die Anfechtung beseitigt. Somit tritt die vom Gesetz vorgesehene Erbfolge ein: Die zweite Ehefrau und der Sohn aus erster Ehe erben je zur Hälfte. DAV/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.