Eine Scheibe Wurst weniger
WWF: Fleischarme Ernährung schützt die Umwelt und kann den Hunger beenden
Die Ackerflächen zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung werden nach einer Studie der Umweltstiftung WWF knapper. Als besonders großes Problem bezeichneten die Autoren der Studie »Das große Fressen« den Fleischkonsum. Er verschärfe die Konkurrenz um fruchtbare Böden. Bis 2050 verringern diese sich demnach weltweit pro Kopf und Jahr auf 1166 Quadratmeter. Derzeit werden jedoch allein für die Ernährung jedes Bundesbürgers 1562 Quadratmeter benötigt.
»Wir müssen uns fragen, für die Erzeugung welcher Lebensmittel wir diesen Boden verwenden wollen«, sagte WWF-Klimaschutz-Referentin Tanja Dräger de Teran der dpa. »Wenn verfügbare Flächen immer mehr schwinden, können wir uns den derzeitigen Lebensstil künftig nicht mehr leisten.« Die Organisation stellte daher am Mittwoch in Berlin Ernährungsempfehlungen vor. Die zentrale Botschaft: weniger Fleisch und tierische Produkte essen.
Denn fast 70 Prozent der Flächen, die Deutschland nutzt, werden dem WWF zufolge für die Herstellung von Futter für die Tierhaltung benötigt. »Wir sehen sehr deutlich, dass der Konsum von Fleisch, Eiern und Milch sich signifikant beim Flächenverbrauch und dem Ausstoß von Treibhausgasen niederschlägt - mit entsprechenden Folgen für Umwelt und Natur«, sagte Dräger de Teran. Treibhausgasemissionen entstehen etwa bei der Produktion und Lagerung der Nahrungsmittel - aber auch, wenn Grünland in Ackerland umgewandelt wird.
Rund 20 Millionen Hektar Flächen werden laut WWF für die Erzeugung von Nahrungsmitteln, inklusive Tierfutter, für den deutschen Bedarf beansprucht. Etwa ein Viertel dieser Böden befindet sich im Ausland, vor allem in Südamerika. Dort wachsen etwa Soja-, Kakao- und Kaffeebohnen. Dieses Auslagern von Flächen kritisiert der WWF: Würde Europa umdenken, könnten Äcker dort anderweitig genutzt werden, sagte Dräger de Teran. Wegen Überdüngung seien zahlreiche Flächen ausgelaugt und verloren. Die Erschließung neuer Äcker lehnt die Stiftung ab, dafür müssten etwa Regenwälder abgeholzt werden.
Deutschland importiert pro Jahr circa vier Millionen Tonnen Sojabohnen und -produkte als Tierfutter, heißt es beim Deutschen Bauernverband (DBV). Seit der BSE-Krise und dem Tiermehlverbot habe das Eiweiß aus der Bohne an Bedeutung gewonnen. Nach aktuellsten Zahlen aus den Jahren 2011/2012 werden etwa 30 Prozent des Eiweißbedarfs der Tiere durch Importe gedeckt - Tendenz steigend. Heimische Pflanzen, die als Sojaalternative in Frage kämen, bringen demnach bislang geringe Erträge, so der DBV-Sprecher. Noch stünden Ackerbohne oder Erbse zudem im Wettbewerb mit Getreide und Raps. Bei beiden ist der Ertrag hoch, sie werden in großer Menge exportiert; als »internationale Arbeitsteilung« sieht das der DBV.
Deutschland müsste laut Dräger de Teran als Vorbild für andere Länder dienen. Zudem gingen gesunde Ernährung und Ressourcenschonung Hand in Hand: »Je gesünder wir uns ernähren, desto nachhaltiger ist es - und umgekehrt.« Bereits eine Scheibe Wurst pro Woche weniger mache einen Unterschied. dpa/nd
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