Marshall-Plan für Westafrikas Ebola-Länder
Martin Ling über die Forderungen aus den Krisengebieten
Die Ansage ist berechtigt: Sierra Leone, Guinea und Liberia fordern auf der Frühjahrstagung vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank eine Wiederaufbauhilfe in Milliardenhöhe. Was sich gigantisch anhört - 8 Milliarden Dollar - und als eine Art »Marshall-Plan« umgesetzt werden soll, ist nicht mehr als recht und billig: Es waren nicht zuletzt die vom IWF orchestrierten und oktroyierten Strukturanpassungsprogramme, die auch in den drei von Ebola hauptbetroffenen Ländern das öffentliche Gesundheitssystem auf ein Niveau schleiften, das einer Sonderbelastung keinesfalls standhalten konnte. Die Folgen sind gravierend und die Ebola-Krise ist zwar aus den Schlagzeilen, aber nicht aus der Realität. In Guinea wurden im April wieder mehr Menschen angesteckt als in den Wochen zuvor, in Sierra Leone stagnierten die Werte. Nur Liberia weist seit März gar keine Neuansteckungen mehr auf.
Mit einer Rückkehr zum »Status quo ante« der Krise wollen sich die Regierungen dort nicht bescheiden und das sollte auch die internationale Gemeinschaft nicht. Die Gesundheitssektoren müssen grundlegend überholt werden, damit eine Epidemie ähnlichen Ausmaßes künftig auszuschließen ist - die mehr als 10 000 Ebola-Toten sind eine eindringliche Mahnung. Und mit den Gesundheitssektoren alleine ist es nicht getan, die ganzen Volkswirtschaften brauchen einen Vitalisierungsschub und faire Handelschancen über den eingebrochenen regionalen Handel hinaus.
Alle drei Länder brauchen Perspektiven, damit sie ihrer Bevölkerung Perspektiven bieten können. Wozu der Mangel an Perspektiven schlimmstenfalls führen kann, lässt sich mit jeder Flüchtlingskatastrophe illustrieren. Das sollte in Washington Anlass zum Handeln sein.
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