Ein Feiertag zum Gedenken
8. Mai 1945: Vor 70 Jahren wurde Europa von der mörderischen Nazibarbarei befreit
Berlin. »Müssen wir Russland heute noch dankbar sein?«, fragt 70 Jahre nach der Befreiung von der Nazibarbarei eine Talkshow. Das Wort »Dankbarkeit« komme ihr nicht in den Sinn, antwortet die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach. In Berlin diskutiert das Abgeordnetenhaus darüber, ob der 8. Mai ein Gedenktag werden soll, die CDU ist dagegen - weil »keine Notwendigkeit für einen weiteren gesetzlichen Gedenktag besteht«. Im Freistaat mahnen die Grünen mit Blick auf rechtsradikale Banden: »Sachsen hat auch 70 Jahre nach Kriegsende ein Naziproblem.« Und CDU-Generalsekretär Peter Tauber trauert mit den Opfern »der von Deutschland entfesselten Gewalt« - ohne das Wort »Befreiung« zu benutzen. Die Reihe ließe sich fortsetzen.
70 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht, 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, 70 Jahre danach zeigt sich eben doch, dass der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder falsch lag, als er im Jahr 2000 erklärte, niemand bestreite mehr ernsthaft, »dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung gewesen ist«. Die Nazibarbarei, die deutsche Schuld, die Verantwortung aus der und für die Geschichte ist Gegenstand politischer Debatten geblieben. Viele engagieren sich gegen das Vergessen, stellen sich geschichtspolitischer Umdeutung in den Weg, bemühen sich, die Erinnerung auch dann noch wachzuhalten, wenn keine Zeitzeugen mehr über ihre Erlebnisse berichten können.
»Die Zerschlagung des nationalsozialistischen Deutschlands war die Voraussetzung für eine demokratische friedliche Entwicklung Deutschlands«, schreibt der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer in dieser Ausgabe des »nd«. Das Datum und das Faktum »verlangen und behalten generationsübergreifende Relevanz«. nd Seiten 2, 3 und 11
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