Frauen flechten sich eine nachhaltige Zukunft
Eine Kooperative in Simbabwe produziert Körbe, schafft Einkommen und schont das Klima
Grace Ngwenya ist 77 Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit. Auch die Augen spielen noch mit, was für die Korbflechterin mit hohen Qualitätsansprüchen besonders wichtig ist. Ansonsten geht ihr die Arbeit fast schon mechanisch von der Hand. Sie zwirbelt Palmfasern zu Fäden zusammen, zieht sie glatt, und verwebt sie. Hin und wieder taucht sie drei Finger der rechten Hand in eine Schale Wasser, um die Fasern geschmeidiger zu machen.
Langsam nimmt der Korb Gestalt an. Wie sie betont, legt sie größten Wert auf Details, Sorgfalt und Kreativität. Wenn sie sich erst einmal für die Form und die Farben eines Korbes entschieden habe, brauche sie sieben Tage, um ihr Werk zu wollenden. Dann wird er einer Qualitätskontrolle unterzogen, liebevoll verpackt und zum Kunden in Übersee verschickt.
Ngwenya verdient mit der Korbmacherei um die 50 US-Dollar im Monat - ein kleines Vermögen in einer Region, in der viele Frauen schon froh sind, wenn sie im Laufe mehrerer Wochen ein paar Dollar zusammenbekommen. Ngwenya lebt in Shabula, einem Dorf im 15. Bezirk des ariden Distrikts Lupane in der Provinz Matabeleland Nord im äußersten Westen Simbabwes. Die nächste größere Stadt ist Bulawayo, gut 170 Kilometer entfernt.
Lupane, eine von Dürren und Hunger heimgesuchte Region mit rund 90 000 Einwohnern, hat sich inzwischen als Standort einer innovativen Frauenkooperative einen Namen gemacht. Die Mitglieder generieren Einkünfte, bewahren traditionelle Fähigkeiten und leisten einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel.
Das Projekt hatte 1997 klein angefangen. Damals fand sich eine Gruppe von Frauen zu dem Experiment zusammen, aus den Produkten der nahegelegenen Wälder Körbe und andere Kunsthandwerksgegenstände herzustellen, um sie am Straßenrand auf der Strecke zwischen Bulawayo und den Viktoriafällen an Touristen zu verkaufen.
2004 gründeten die Frauen mit Hilfe einer Freiwilligen des US-amerikanischen Peace Corps das Lupane-Frauenzentrum (LWC). Damals zählte die Organisation gerade einmal 14 registrierte Mitglieder. Ein gutes Jahrzehnt später sind es 3638.
Alle diese Frauen stammen aus 28 Bezirken Lupanes. Ihr Durchschnittsverdienst ist von monatlich einem Dollar auf 50 Dollar gestiegen. Im Mai erzielte ein Mitglied sogar 700 Dollar mit dem Verkauf ihrer Produkte. Ein großes Glück in einer Region, in der es schwierig ist, täglich drei Mahlzeiten zu organisieren.
»Die Herstellung von Korbwaren hat mein Leben verändert«, erzählt Ngwenya und zeigt auf ein halb fertiges Zwei-Zimmer-Haus aus Stein ganz in der Nähe - in einem armen Dorf wie Shabula der pure Luxus.
»In diesem Jahr läuft das Geschäft zwar nicht ganz so gut, doch so Gott will, wird das Haus nächstes Jahr fertig werden. Die Fenster sind schon bezahlt und ich werde es selbst verputzen und streichen«, berichtet die Seniorin stolz. Mit den Einnahmen aus dem Geschäft konnte sie bereits eine Ziege kaufen und den Wall für ihren »Schlüssellochgarten« bezahlen, einer in Afrika verbreiteten Anbautechnik. Dabei handelt es sich um ein rundes Hochbeet von mehreren Metern Durchmesser, das von außen und von innen - über einen Zugang zum Mittelpunkt des Beetes - zugänglich ist.
Die Korbflechterei hat auch das Leben anderer Frauen zum Positiven verändert. Nur einen Steinwurf entfernt lebt Ngwenyas Schwester Gladys mit ihrem Mann Misheck Ngwenya. Das Paar konnte sich dank der Einkünfte aus dem Korbwarenverkauf eine Solaranlage leisten. »Früher waren wir so arm, dass ich manchmal meine Nachbarinnen um Zucker bitten musste«, erinnert sich Gladys Ngwenya. »Doch das ist jetzt Geschichte.«
Bei lang anhaltenden Dürren geht es den ländlichen Gemeinden extrem schlecht. Zahlen des Landwirtschaftsministeriums belegen, dass es in Lupane alljährlich zu Nahrungsmittelengpässen kommt. Im Dürrejahr 2008 litt der Bezirk unter einem Getreideproduktionsdefizit von mehr als 10 000 Tonnen. Der Bedarf lag bei 13 900 Tonnen.
Das Frauenzentrum in Lupane will zur Lösung dieser Doppelproblematik - Hunger und fehlende Einkommensmöglichkeiten - beitragen, indem sie Frauen zu Brotverdienerinnen macht. Wie die Zentrumsmanagerin Hildegard Mufukare erläutert, haben die Mitglieder mit ihren Einnahmen Nutztiere angeschafft und finanzieren alles, was die familiäre Landwirtschaft so braucht.
Noch braucht das Zentrum Zuschüsse. Deswegen sollen ein Restaurant, ein Konferenzzentrum und eine Farm aufgebaut werden, die noch mehr Nahrungsmittel und Einkommen abwerfen sollen. IPS
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