Jauchs Rederei

  • Lesedauer: 2 Min.

Günther Jauch will nicht mehr. Vor Wochenfrist erklärte der Moderator, dass er seinen Vertrag mit dem NDR für seine sonntäglich Talksendung nicht mehr verlängern werde. Ende des Jahres wird also Schluss sein. Wie werden dann Menschen wie Volker Kauder, Wolfgang Bosbach, Ursula von der Leyen und Claudia Roth am Sonntagabend die Zeit verbringen? Vielleicht haben sie die Muße, sich anzuschauen, wie alles anfing im deutschen Fernsehen, damals im Jahre 1973, als Dietmar Schönherr vors Mikrofon trat und das neue Format, eine Talksendung mit dem Titel »Je später der Abend«, mit den Worten ankündigte: »Talk kommt von to talk, reden, das Ganze ist also eine Rederei«. Schönherrs Gäste waren Schauspieler, Sänger, Berühmtheiten, denen man zuhörte, weil man wusste, dass sie nichts zu sagen hatten. Das ist jetzt nicht wörtlich gemeint. Denn zu sagen hatte jemand wie Romy Schneider schon etwas - Lebensweisheiten, kleine Alltagsphilosophierereien - doch die Berühmtheiten hatten halt nicht wirklich zu bestimmen. Weshalb man ihnen auch gedankenlos zuhören konnte. Talk, das war Ablenkung, für Politik waren »Tagesschau« und »Monitor« zuständig.

Dann kamen die Politiker auf die Idee, sich in die Gästelisten drängen zu lassen, und das, was einst als seifiges Spiel, als belangloses Gerede über Nebensächlichkeiten geschmäht wurde, wurde wirklich genau das: banal, seifig, nebensächlich. Jeder Satz eines Politikers bei Jauch eine kalkulierte Nichtigkeit und eben genau das: Politik als Rederei. jam

Foto: dpa/Horst Ossinger

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.