Von Schülern für alle
Das »Open Minds«-Festival in Buch setzt sich für Toleranz ein und wird von Nazis gestört
»Flüchtlinge bleiben, Nazis vertreiben«. Diese Parole schallte am Samstagnachmittag durch den Pankower Ortsteil Buch. Ab 13.30 Uhr hatten sich bei glühender Hitze ca. 300 Menschen am S-Bahnhof versammelt, um durch den Ort bis zum Festivalgelände des »Open Air for Open Minds« in der Wolfgang-Heinz-Straße zu ziehen. Nach einer kurzen Abschlusskundgebung begann damit der zweite Tag des Festes mit Konzerten, Diskussionen und einer Theateraufführung. Zahlreiche Informationsstände warben für Solidarität. Eine Aktivistengruppe aus Berlin informierte über die Dringlichkeit der Freilassung des schwer kranken schwarzen US-Journalisten Mumia Abu Jamal, der vor 22 Jahren in einem unfairen Prozess wegen eines Polizistenmords verurteilt wurde. Das Unistreikkomitee der FU Berlin befasste sich in einem Workshop mit den Mechanismen, die zur Entrechtung von Geflüchteten beitragen. Auch das »Willkommens-Netzwerk Pankow hilft« war auf dem Festival vertreten, ein Bündnis von Einzelpersonen und Initiativen, das sich für eine positive Willkommenskultur für die im Stadtteil lebenden Flüchtlinge einsetzt.
»Das Festival soll die Menschen unterstützen, die sich gegen Neonazis und Rassisten im Stadtteil engagieren«, erklärte Max Schneider gegenüber »nd«. Er ist Aktivist der Gruppe »Von Schülern für Alle« (Vosifa). Gegründet wurde sie 2006 von linken Jugendlichen aus dem Nordosten Berlins. Seitdem organisieren sie jedes Jahr das »Open Minds«-Festival an unterschiedlichen Orten im Norden Berlins. Das Festival findet mittlerweile zum neunten Mal statt. »Es geht uns darum, politische und nichtkommerzielle Kultur besonders in Gegenden zu fördern, in denen solche Möglichkeiten sonst nicht gegeben sind«, betont Schneider.
Bereits beim Aufbau des Festes hatte es Auseinandersetzungen mit Neonazis gegeben. Nach Angaben der Organisatoren hatten am Donnerstagabend vier bekannte Rechte, darunter der Pankower NPD-Vorsitzende, auf dem Gelände provoziert. Es kam zu einem Handgemenge bei dem die Rechten auch Pfefferspray eingesetzt haben sollen. Auf der Demonstration stellten Redner diesen Vorfall in den Kontext einer verstärkten Neonazipräsenz in Buch und Umgebung. Die Gruppe ist ist bekannt unter dem Namen »Freie Nationalisten Buch«.
Bereits im Mai 2014, vor der Brandenburger Landtagswahl, war ein SPD-Kandidat in Buch von Neonazis attackiert worden. In den letzten Monaten hat sich die rechte Kampagne vor allem gegen das Containerdorf für Geflüchtete in Buch gerichtet. Es gab mehrere rechte Kundgebungen und auch Angriffe auf das Wachpersonal.
Dass die rechte Kampagne bei manchen Anwohnern auf offene Ohren stößt und es durchaus Unterstützung für rechte Überzeugungen gibt, wurde am Samstag deutlich. »Wir sind von der anderen Seite und wollen nicht, dass die Asylanten hier wohnen«, sagte eine jüngere Frau, die gerade ihren Einkauf erledigte, als sie die Demonstration sah. Auch in unmittelbarer Nähe des Festivalgeländes hatten sich einige Bewohner versammelt und machten ihre Ablehnung deutlich.
Für Schneider ist das aber kein Grund, gleich alle Anwohner Buchs als fremdenfeindlich abzustempeln. So wurden Anwohner ausdrücklich eingeladen, das Festival zu besuchen. Einige nahmen die Gelegenheit gerne wahr und besuchten zum Beispiel die Theateraufführung »Asylmonologe«, die sehr anschaulich das Schicksal von Geflüchteten darstellte.
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